Mindestens 19 Tote bei Religionsunruhen in Kairo
Bilder wie im Bürgerkrieg: Bei schweren, religiös motivierten Ausschreitungen sind am Sonntagabend im Zentrum von Kairo mindestens 19 Menschen getötet worden. Das berichtete das staatliche ägyptische Fernsehen. Rund 2.000 koptische Christen hatten gegen muslimische Extremisten demonstriert, die vor anderthalb Wochen in der südlichen Provinz Assuan eine Kirche niedergebrannt hatten. Die Demonstranten gerieten dann vor dem Fernsehgebäude mit Bewohnern der umliegenden Wohnviertel und mit dem Militär aneinander.

Ministerpräsident Essam Scharaf verurteilte die Gewalt und sprach im sozialen Netzwerk Facebook von "vandalisierenden Kräften". Deren Ziel sei es, Chaos im Land zu säen und religiöse Spannungen zu schüren. Die Randale begannen nach Berichten von Augenzeugen, als Demonstranten Steine auf Soldaten warfen, die das Fernsehgebäude schützen. Darüber hinaus seien mehrere Autos und Busse in Brand gesetzt worden.

Die koptischen Demonstranten seien beschossen worden, als ihr Marsch den Platz vor dem Fernsehgebäude erreicht habe, berichteten Teilnehmer den Reportern der Webseite "almasryalyoum". Zwei Panzerspähwagen der Armee seien außerdem mitten in die Menge gefahren, berichteten Augenzeugen. Dabei seien mehrere Demonstranten überrollt und getötet worden. Ein Teilnehmer zeigte den Reportern angebliche Schädelteile eines Freundes, der auf diese Weise getötet worden sein soll. Das Staatsfernsehen behauptete wiederum, die tödlichen Schüsse auf die Soldaten seien von protestierenden Kopten abgegeben worden.

In Ägypten kommt es immer wieder zu gewalttätigen Konflikten zwischen Kopten und Muslimen. Die Kopten stellen etwa zehn Prozent der Bevölkerung. Sie werden bei der Erteilung von Baugenehmigungen für Kirchen diskriminiert. Seit dem Beginn der Revolution in Ägypten sollen rund 100.000 Kopten das Land verlassen haben.

dpa