Abschied von Landesbischof Johannes Friedrich
Mit einem feierlichen Gottesdienst, Böllerschüssen und einem großen Staatsempfang ist der bayerische evangelische Landesbischof Johannes Friedrich (63) am Sonntag in München aus dem Amt verabschiedet worden. Friedrich stand zwölf Jahre an der Spitze der bayerischen Landeskirche. Ranghohe Vertreter aus Kirche, Politik und Gesellschaft würdigten seine Verdienste um die Ökumene sowie den Dialog mit Juden und Muslimen.

Friedrichs Amtszeit endet offiziell erst am 31. Oktober. Im Februar wird er als Pfarrer ins mittelfränkische Bertholdsdorf bei Windsbach wechseln, wo er bis zu seiner Pensionierung tätig sein will. Als sein Nachfolger wird vom 1. November an der bisherige Bamberger Theologieprofessor Heinrich Bedford-Strohm (51) an der Spitze der rund 2,6 Millionen Protestanten in Bayern stehen.

In seiner letzten großen Predigt als Bischof appellierte Friedrich an die Christen, ihren Glauben in die Gesellschaft hinein zu tragen. Der Kirche und ihren Mitgliedern müsse es gelingen, viel mehr Menschen davon zu überzeugen, dass sie "sich der Liebe Gottes anvertrauen", sagte er beim Gottesdienst in der Matthäuskirche. Friedrich leitete die Evangelische Kirche in Bayern, die zu den größten deutschen Landeskirche zählt, seit 1999. Laut Kirchenverfassung ist die Amtszeit des Landesbischofs auf zwölf Amtsjahre begrenzt.

Ökumenische Verdienste gewürdigt

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, würdigte Friedrichs Verdienste vor allem auf dem Feld der Ökumene. Den Dialog mit der katholischen Kirche, deren Bischöfen und dem Vatikan habe Friedrich "intensiv gefördert", sagte Schneider beim anschließenden Festakt. Friedrichs Arbeit als Catholica-Beauftragter und später Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands sei auch Teil der ökumenischen Beziehungen der gesamten EKD zur katholischen Kirche gewesen.

Der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, hob ebenfalls das Engagements Friedrichs für die Ökumene hervor. Der evangelische Landesbischof sei ein "fröhlich ernsthafter Zeuge für Christus" und ein "verlässlicher ökumenischer Freund", sagte Marx. Auf Wunsch Friedrichs kam es im Abschiedsgottesdienst zu einer ökumenischen Premiere: Für die musikalische Gestaltung sorgten gemeinsam der Domchor der Münchner Liebfrauenkirche und der Motettenchor der evangelischen Bischofskirche Sankt Matthäus.

Engagement, Sachverstand, Herzblut

Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) bezeichnete den promovierten Theologen Friedrich als einen kompetenten Ansprechpartner für die Staatsregierung in allen ethischen und sozialen Fragen. "Mit großem persönlichen Engagement, ungeheurem Sachverstand und viel Herzblut" habe der Landesbischof in seinen zwölf Amtsjahren das religiöse und soziale Leben sowie das geistige und geistliche Klima in Bayern maßgeblich geprägt und mitgestaltet, sagte der bayerische Regierungschef.

Die langjährige Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland und Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, dankte Friedrich besonders für seine Unterstützung beim Bau der neuen Synagoge in München. Gefreut habe sie sich zudem, dass eine Eröffnungsveranstaltung des zweiten Ökumenischen Kirchentags im Haus der Jüdischen Gemeinde stattfand. Ein Grußwort sprach auch der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD).

epd