Afghanistan: "Ich will den Frieden, nicht den Krieg"
Zehn Jahre Krieg in Afghanistan und die deutsche Beteiligung am Einsatz sorgten für viele Kommentare. evantelisch.de bietet eine Auswahl von Zitaten der deutscher Kirchenoberen.

"Der sofortige Abzug der Bundeswehr ist nicht zu verantworten. Zwar habe ich die Entscheidung, Soldaten nach Afghanistan zu entsenden, von Anfang an für falsch gehalten, aber jetzt sind wir da, und daraus erwächst neue Verantwortung. Das Ziel muss jetzt sein, dass die zivile Hilfe im Vordergrund steht." (Nikolaus Schneider, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, im März 2011 im Interview mit dem  ökumenischen Magazin "welt-sichten".)

"Ich persönlich bekenne mich dazu, ein Verantwortungspazifist zu sein. Ich will den Frieden, nicht den Krieg. Ich bin davon überzeugt, dass man sagen muss: Wer den Frieden will, muss auch den Frieden vorbereiten. Aber Verantwortungspazifist heißt, dass ich mich nicht zu sehr dafür interessiere, ob ich selber unschuldig durchs Leben gehe, das tue ich sowieso nicht, sondern ob andere Menschen die Chance zum Leben haben, behalten oder wiedergewinnen. Und diese Frage führt dann dazu, dass in bestimmten Situationen der Gewaltanwendung kein letztes Nein entgegengesetzt werden kann. Aber wir reden neu über die Kriterien. Und wenn man die ernst nimmt und eng definiert, müssen wir zugeben, auch in unserer Zeit wird viel Gewalt eingesetzt, auch unter Beteiligung der Bundeswehr, die diesen Kriterien leider nicht genügt." (Wolfgang Huber, damaliger Ratsvorsitzenden der EKD, am 27. Oktober 2007 im Interview mit Deutschlandradio Kultur.)

"Die Bundesregierung muss deutlicher als bisher sagen, was in Afghanistan erfüllt sein muss, damit die Soldaten wieder nach Hause kommen." (Martin Dutzmann, evangelischer Militärbischof, gegenüber dem epd am 24. Juni 2009.)

Acht Jahre nach Beginn des von der UN legitimierten Einsatzes müsse allerdings eine "bittere Bilanz" gezogen werden: "In weiten Teilen Afghanistans herrschen kriegsähnliche Zustände. Viele Maßnahmen haben nicht zu den gewünschten Erfolgen geführt. Es sind manche gravierende Fehler gemacht worden. Eine stabile Demokratie in Afghanistan liegt in weiter Ferne."  (Robert Zollitsch, Freiburger Erzbischof, in einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Rundschau" im Januar 2010.)

"Nichts ist gut in Afghanistan. All diese Strategien, sie haben uns lange darüber hinweggetäuscht, dass Soldaten nun einmal Waffen benutzen und eben auch Zivilisten getötet werden. Das wissen die Menschen in Dresden besonders gut! Wir brauchen Menschen, die nicht erschrecken vor der Logik des Krieges, sondern ein klares Friedenszeugnis in der Welt abgeben, gegen Gewalt und Krieg aufbegehren und sagen: Die Hoffnung auf Gottes Zukunft gibt mir schon hier und jetzt den Mut von Alternativen zu reden und mich dafür einzusetzen. Manche finden das naiv. Ein Bundeswehroffizier schrieb mir, etwas zynisch, ich meinte wohl, ich könnte mit weiblichem Charme Taliban vom Frieden überzeugen. Ich bin nicht naiv. Aber Waffen schaffen offensichtlich auch keinen Frieden in Afghanistan. Wir brauchen mehr Fantasie für den Frieden, für ganz andere Formen, Konflikte zu bewältigen. Das kann manchmal mehr bewirken als alles abgeklärte Einstimmen in den vermeintlich so pragmatischen Ruf zu den Waffen. Vor gut zwanzig Jahren haben viele Menschen die Kerzen und Gebete auch hier in Dresden belächelt…." (Margot Käßmann, damalige Ratsvorsitzende der EKD, in ihrer Neujahrspredigt in der Dresdner Frauenkirche am 1. Januar 2010.)

"Wegen der instabilen Sicherheitslage wird der Einsatz noch Leid und Tod auch über die deutschen Einsatzkräfte bringen. Gleichwohl sehe ich um der Menschen in Afghanistan willen keine Möglichkeit, sich in radikalpazifistischer Weise von diesem Einsatz zu distanzieren und zu sagen, wir ziehen uns einfach da raus." (Franz-Josef Overbeck, katholischer Militärbischof, im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vor der Einführung in sein neues Amt im Mai 2011.)

"Wer Unterstützung für die militärischen und zivilen Anstrengungen in Afghanistan fordert, muss Klartext reden, ein Gesamtkonzept haben und dies öffentlich machen. Dazu gehört es zu beschreiben, welche Schritte notwendig sind und auch gegangen werden, um Afghanistan eine Zukunft zu geben und die Bundeswehr abzuziehen. Ein solches Gesamtkonzept und die Debatte darüber vermisse ich nach wie vor." (Renke Brahms, Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland, im Dezember 2009.)