Herr Plasberg, Sie moderieren neue Folgen von "Das Quiz der Deutschen ". Was muss man denn als Deutscher wissen – welche Fragen würden Sie in einem Einbürgerungstest stellen?
Plasberg: Ich würde nichts reinschreiben, was ich selber nicht hinkriegen würde. Zum Beispiel kann ich anders als früher die 16 Ministerpräsidenten der Bundesländer nicht aus dem Kopf aufsagen.
Echt wahr?
Plasberg: Ich weiß, gerade für einen politisch arbeitenden Journalisten ist das eigentlich peinlich, aber ich habe das neulich mal mit meiner Tochter probiert und bin gestrandet. Das würde also nicht in so einem Test drinstehen. Ich finde, man sollte selbst so viel wissen, dass man einem Menschen von der anderen Hälfte der Erdkugel in einer Stunde sein Land erklären kann, mit einem Abriss der Geschichte, der Geographie, von Wirtschaft und Kultur.
"Wir haben Werbetexte rauf und runter analysiert,
aber nie den Faust gelesen"
Was ist mit klassischer Bildung? Goethe und Schiller?
Plasberg: Da kommt es doch darauf an, wann man zur Schule gegangen ist. Ich bin in einer Zeit groß geworden, in der klassische deutsche Literatur nicht angesagt war. Wir haben Werbetexte rauf und runter analysiert, aber nie den Faust gelesen. Jeden Urlaub nehme ich den mit, um das nachzuholen, und jedes Mal bringe ich ihn ungelesen zurück.
Sie haben Ihren Wissenslücken den Kampf angesagt?
Plasberg: Sich einen Schülerpflichtkanon anzupauken ist nicht meins. Ich bin jetzt über 50 und genieße den Luxus, gezielt nur die Lücken zu stopfen, für die ich Interesse mitbringe. Ich will vor allem endlich mal Französisch lernen. Aber auch da muss ich leider sagen: Ich habe es letzten Sommer versucht, und dann gab es so viel anderes zu tun, dass es mal wieder nicht geklappt hat.
Ist jemand ungebildet, der den Namen des amtierenden deutschen Fußballmeisters nicht kennt?
Plasberg: Ja, ich finde, den sollte man kennen. Für welche Themen sich die Leute in diesem Land interessieren – das muss man wissen. Man kann schließlich nicht immer nur hochgeistige Gespräche über die Rolle der Aristokratie in der deutschen Geschichte oder ähnliches führen, sondern muss auch mal über Schalke als ewigen Zweiten oder den 1. FC Köln als Drama-Queen der Bundesliga reden können.
Wenn andere am Wochenende Fußball schauen, müssen Sie neuerdings Ihre Sendung "hart aber fair" vorbereiten, die jetzt montags und nicht mehr mittwochs läuft.
Plasberg: Ich finde es schon schwierig, dass ich dann arbeiten muss, wenn andere frei haben. Ich komme mir vor, als wäre ich von einer langen Weltreise zurück und leide unter der Zeitverschiebung. Ich zelebriere während der Woche ein bisschen Ersatzwochenende, außerdem kann ich jetzt dienstags und mittwochs immer Harald Schmidt gucken, das hat ja auch was.
Aber einiges ist gewöhnungsbedürftig, auch für die Redaktion. Beispielsweise ist die Recherche schwierig, weil man sonntags am Telefon nur Pförtner erreicht – einige Dinge muss man dann am Montag mit doppelter Kraft nachholen. Aber insgesamt hat es sich viel besser angelassen als ich dachte,
deswegen: Wenn die Mühen sich lohnen, ist es okay.
Waren Sie sich denn vorher nicht sicher, ob der neue Sendeplatz funktionieren würde?
Plasberg: Es war ja mein Wunsch, dass "hart aber fair" nicht um 22.45 Uhr läuft, weil ich sagte, die Sendung funktioniert so spät nicht. Aber ich war mir nicht sicher, wie sie am Montag um 21 Uhr beim Publikum ankommen würde, denn unsere Sendung ist manchmal ja durchaus anstrengend, was die Mitdenkanforderung angeht. Deshalb schaue ich gebannt auf die Quoten, und wenn ich an den Zahlen sehe, dass das Ganze zu funktionieren beginnt, bin ich sehr erleichtert. Schon in der dritten Sendung auf dem neuen Platz hatten wir in der Spitze 4,5 Millionen Zuschauer.
"Ich habe noch nie Fernsehen gemacht,
um die Welt zu verbessern"
Sehen Sie auch die Sendungen Ihrer ARD-Talkkollegen Jauch, Will, Maischberger und Beckmann?
Plasberg: Ich schaue mir alle TV-Talkshows hin und wieder an, das fällt unter Konkurrenzbeobachtung. Ich sitze aber eher selten zu Hause und schalte einfach so mal rein, sondern ich schaue ganz gezielt, was die anderen so machen. Manchmal kommt einem da auch etwas bekannt vor.
Zum Beispiel?
Plasberg: Ich freue mich zum Beispiel, dass Maybrit Illner im ZDF jetzt auch einen Touchscreen hat, wie ich ihn in "hart aber fair" schon lange benutze. Und ich muss zugeben, dass sie einfach die schöneren Hände hat, wenn sie da draufdrückt. Und wussten Sie, dass RTL montags jetzt zweimal Doppelfolgen von "Wer wird Millionär" zeigt und Günther Jauch damit voll gegen "hart aber fair" sendet? Ob RTL schon nervös wird? Ich finde es ein wenig übertrieben, so viel Angst müssen sie doch gar nicht haben (lacht).
Szene aus "Das Quiz der Deutschen", am Donnerstag, 13. Oktober 2011, im Ersten. Foto: ARD/NDR/Max Kohr.
Ähnlich wie Jauch sind Sie nicht nur Polittalker, sondern auch Quizmaster: Jetzt gibt es neue Folgen vom "Quiz der Deutschen"...
Plasberg: Das wird eine muntere Reise durch die Bundesländer mit prominenten Gästen, eine schöne Mischung aus "Das gibt’s doch gar nicht "-Geschichten, die aber alle wahr sind, und ein bisschen Allgemeinwissen. Das hat mit Heimatkunde wenig zu tun, aber mit Heimatkenne, und das finde ich ganz schön.
Ist es Ihnen etwa schnuppe, ob die Zuschauer etwas lernen?
Plasberg: Ich habe noch nie Fernsehen gemacht, um die Welt zu verbessern oder den Bildungsstand der Zuschauer zu heben. Ich freue mich aber, wenn ich Leute für ein Thema begeistern kann und sie sich später eigenständig weiter informieren. Das ist meinem journalistischen Kerngeschäft jedenfalls näher als etwa "Let’s Dance".
Stimmt, so eine Tanzshow würde wenig zu Ihnen passen....
Plasberg: Eine Frechheit ist das (lacht). Immerhin habe ich den F-Kurs einer Tanzschule in Remscheid hinter mich gebracht – F für Fortgeschrittene.
Frank Plasberg lebt mit der TV-Moderatorin Anne Gesthuysen und dem wenige Monate alten gemeinsamen Sohn zusammen. Aus einer früheren Beziehung hat er zwei erwachsene Kinder.