"Der Bulle und das Landei: Babyblues", 5. Oktober, 20.15 Uhr im Ersten
Eigentlich ist es ja egal, wie ein Film heißt, zumal der Titel "Der Bulle und das Landei" vor allem Erinnerungen an den ebenso vergnüglichen wie erfolgreichen ersten Teil wecken soll. Aber beim Blues schwingt ja mindestens Melancholie mit, und davon kann bei diesem heiteren Lustspiel keine Rede sein. Zwar wird ein unbescholtener Zeitgenosse gemein gemeuchelt, doch die Suche nach dem Mörder hat eher komische als spannende Seiten. Babyblues ist zudem eine Stimmung, die vor allem Mütter erfasst; in dieser Geschichte geht es jedoch ausschließlich um angebliche und tatsächliche Väter. Deshalb passen die kriminalistische und die humoreske Ebene auch besser zusammen als bei den Sonntagskrimis, in denen die männlichen Ermittler zuletzt des öfteren mit vermeintlichem Nachwuchs konfrontiert wurden. Das Autoren-Team Uwe Kossmann (er schrieb auch den ersten Film) und Markus Hoffmann gönnt sich sogar den Gag, die Vorzeichen zu vertauschen: Der eine Vater ist gar keiner, und vom anderen hätte man es nicht geglaubt.
Großstadtbulle Killmer, Kleinstadtpolizistin Biver und ein Baby
Vater Nummer eins ist auch der Titelheld, den Uwe Ochsenknecht mit gewohntem Vergnügen verkörpert. Im letzten Frühjahr wurde Großstadtbulle Killmer in die pfälzische Vordereifel versetzt und traf auf die selbstbewusste Kleinstadtpolizistin Kati Biver (Diana Amft). Um das komödiantische Potenzial dieser Konstellation zu vergrößern, haben Kossmann und Hoffmann das Duo nun um ein (allerdings nicht gemeinsames) Baby ergänzt. Eine Verflossene drückt es Killmer in die Hand, erklärt ihn zum Vater und lässt ihn dann sitzen. Killmer, schon beim Debüt moralisch nicht immer ganz einwandfrei, deponiert den kleinen Marlon kurzerhand vor dem Polizeirevier, wo sich wie erhofft Kollegin Biver des kleinen Rackers annimmt.
Fortan begleitet der Wonneproppen die Polizisten bei ihren Einsätzen, was zu allerlei komischen Momenten führt, etwa, wenn Killmer den Lautsprecher des Streifenwagens zum Babyfon umfunktioniert, dem Kleinen zum Spielen ein Paar Handschellen überlässt, das Gebrüll des Babys prompt den halben Ort alarmiert und die Menschen sich empören, weil es so aussieht, als sei Marlon gefesselt.
Der Spaß hört allerdings auf, als das Baby in Lebensgefahr gerät, weil ein manipulierter Traktor Amok fährt. Im letzten Moment verhindert Kati den zweiten Todesfall. Schon der erste hat den Ort erschüttert: Bauer Jobst ist in der eigenen Jauchegrube ertrunken. Spuren eines Elektroschockers deuten an, dass er das stinkende Bad nicht freiwillig genommen hat. In Verdacht gerät flugs der örtliche Uhrmacher: Er besitzt ein Stück Land, auf dem ein Supermarkt entstehen soll. Der angrenzende Acker ist für den Parkplatz vorgesehen, doch der gehört Jobst; und der wollte nicht verkaufen. Da er keine Erben hat, fällt sein Besitz zur Freude des Bürgermeisters (Bernhard Schütz) an die Gemeinde; bis sich rausstellt, dass Jobst keineswegs, wie alle glaubten, bloß der Ziehvater der jungen Frau war, die auf seinem Hof aufgewachsen ist.
Klugerweise lebt "Babyblues" also keineswegs bloß von den komischen Szenen mit Amft und Ochsenknecht; auch die Krimiebene hat ihren Reiz. Wie das ungleiche Duo den Fall mit Hilfe einer alten Schlagerkassette und Hits von Christian Anders und Juliane Werding löst, ist ganz schön raffiniert. Trotzdem ist der Film vor allem eine von Thomas Nennstiel mitunter in bester Sitcom-Tradition inszenierte Komödie.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).