TV-Tipp des Tages: "Kissenschlacht" (Sat.1)
Das Thema ist sowohl als Drama wie auch als Komödie schon oft verfilmt worden: Ein Ehepaar ist so fixiert aufs Kinderkriegen, dass es jeden Sinn für Romantik verliert.
30.09.2011
Von Tilmann P. Gangloff

"Kissenschlacht" , 4. Oktober, 20.15 Uhr im Sat.1

Ein Ehepaar ist so fixiert aufs Kinderkriegen, dass es jeden Sinn für Romantik verliert: Das Thema ist sowohl als Drama wie auch als Komödie schon derart oft verfilmt worden, dass ihm kaum noch neue Seiten abzugewinnen sind. Die Originalität einer Handlung kann sich daher notgedrungen nur auf Details beschränken. Dazu gehört in dieser Geschichte das Kissen, dass sich Anna (Nadja Becker) unter die Bluse steckt. Weil sie und Gatte Michael schon geraume Zeit daran scheitern, auf konventionellem Weg ein Kind zu zeugen, weist sie der befreundete Frauenarzt auf das Leihmuttermodell hin.

Dass der Nachwuchs die Voraussetzung ist, damit Michael (Steffen Groth) das Unternehmen seines Onkels übernehmen kann, ist eine weitere Hürde. Lektorin Anna will aber so tun, als bekomme sie das Baby selbst; daher das Kissen, das schließlich einem Schwangerschaftsbauch aus Silikon weicht. Nicht mal ihre besten Freundinnen wissen Bescheid, und ihre furchtbare Schwiegermutter schon mal gar nicht.

Geschichte lebt vor allem von Nebenfiguren

Der Bezug zum Titel "Kissenschlacht" erschließt sich einem dennoch nicht. Ohnehin wirkt der Film, als habe er sein Potenzial nicht genutzt (Buch: Barbara Jago, Regie: Peter Stauch). Kein Wunder, dass die Geschichte vor allem von Nebenfiguren wie Annas Schwiegermutter lebt. Christiane Krüger ausgerechnet mit Dieter Hallervorden zu kombinieren, war zudem eine ebenso verblüffende wie gewagte Idee. Während Mutter Vandenberg Anna schikaniert, wo sie nur kann, ist die positiv intrigante Haushälterin Filomena (Teresa Harder) der gute Geist der Geschichte. Hübsche Gastrollen haben zudem Hark Bohm als Annas Chef und Lambert Hamel als Testamentsvollstrecker, der von seiner neuen Telefonanlage überfordert ist. Gerade ihre Auftritte verleihen dem Film besondere Noten.

Eher durchschaubar und auch nicht konsequent erzählt ist dagegen die angebliche Romanze zwischen Michael und der russischen Leihmutter. Dabei ist Annas Angst, der Gatte könne eine allzu große Nähe zu Maria aufbauen, gut nachvollziehbar, zumal Annika Blendl die Rolle der Russin mit sympathischer Natürlichkeit umsetzt. Dass Anna keinerlei Kontakt zu Maria haben will, ist ebenso befremdlich wie ihre plötzliche sexuelle Enthaltsamkeit. Aber das Finale, als sie der Leihmutter nicht mehr ausweichen kann, weil beide im selben Aufzug feststecken, entschädigt für vieles.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).