Der Papst und die Ökumene: "Keine Fenster geöffnet"
Die Ökumene von Katholiken und Protestanten hat nach Ansicht des Berliner Bischofs Markus Dröge durch den Papstbesuch einen Dämpfer erlitten.
27.09.2011
Von Jens Büttner

Da der Besuch von Benedikt XVI. keine konkreten Ergebnisse gebracht habe, werde die Ökumene in Deutschland "nüchterner werden", sagte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz in einem epd-Gespräch. Jedoch würden die gewachsenen und vertrauensvollen ökumenischen Beziehungen zwischen katholischer und evangelischer Kirche weiterhin eine vielfältige gute Zusammenarbeit ermöglichen.

Als Konsequenz aus dem Papstbesuch müsse die evangelische Kirche ihr eigenes Kirchenverständnis als "Kirche der Freiheit", die sich als "Kirche für andere" konkret in die Probleme der Welt einbringt, noch deutlicher vertreten, sagte Dröge. Leider habe Benedikt XVI. bei seiner viertägigen Visite in Berlin, Thüringen und Freiburg "ökumenisch keine Fenster geöffnet".

Brennende Fragen nicht angesprochen

Er habe die theologische Leistung des Reformators Martin Luther (1483-1546) nicht gewürdigt, sondern nur dessen Fragestellungen. Auch habe Benedikt anders als sein Vorgänger Johannes Paul II. keine theologische Weiterarbeit für die Ökumene angeregt.

"Für unsere römisch-katholischen Geschwister bedauere ich es besonders, dass er die brennenden Fragen der katholischen Kirche nicht angesprochen hat", sagte Bischof Dröge weiter. Der Papst habe weder zu den Reformanfragen, noch zur Eucharistieteilnahme Geschiedener und konfessionsverbindender Paare konkrete Aussagen gemacht.

Benedikt XVI. hatte sich am Freitag im Erfurter Augustinerkloster mit der Spitze der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) getroffen. Das Ökumene-Treffen galt als ein Höhepunkt des Papstbesuchs in Deutschland. 

epd