Sie war Afrikas Umweltpionierin. Die Kenianerin Wangari Maathai gründete in den 70er Jahren die "Grüngürtel-Bewegung" und scheute keinen Konflikt, um für den Erhalt von Wäldern in Ostafrika zu kämpfen. Mit Verve setzte sie sich für Frauen- und Bürgerrechte ein, wurde verspottet, kam ins Gefängnis. Ihr Engagement brachte der Tierärztin 2004 den Friedensnobelpreis ein, als erster Afrikanerin. Am Sonntag starb die "Mutter der Bäume" mit 71 Jahren an Krebs.
Geboren wurde sie 1. April 1940 am Fuß des Mount Kenya zwischen Teeplantagen. Die Bauerntochter schaffte es auf eine höhere Schule und konnte zum Biologiestudium sogar in die USA gehen, ebenso nach München und Gießen. Als erste Frau in Ostafrika erwarb Maathai 1971 den Doktortitel an der Universität in der kenianischen Hauptstadt Nairobi, wo sie später Professorin für Tiermedizin wurde.
Ihren Platz sah die Mutter von drei Kindern immer nah bei den Menschen. "Mir geht es vor allem darum, die politische Elite davon zu überzeugen, dass Gleichheit, Demokratie, Umwelt- und politisches Verantwortungsbewusstsein Teil der Politik werden müssen", sagt sie. Auch im repressiven Klima des Regimes von Präsident Daniel arap Moi (1978-2002) ließ sie sich nicht entmutigen.
Angriffe, Gefängnis und Trennung
Der Kampf für Umweltschutz und Demokratie war für Maathai untrennbar verbunden. Je einflussreicher ihr "Green Belt Movement" wurde, desto schwieriger wurde die Lage für sie selbst. Auch ihr Mann trennte sich von ihr. Das Regime ließ Maathai 1991 ins Gefängnis werfen, wo sie misshandelt wurde. Nach einer Kampagne von Amnesty International kam sie frei - und setzte ihre politische Arbeit fort.
Der Leiter des UN-Umweltprogramms, Achim Steiner, würdigte Maathai als eine "Naturgewalt", die Leib und Leben für ihre Überzeugungen riskiert habe. Zugleich bescheinigte er ihr Charme, Humor und Optimismus. Mehr als 30 Millionen Bäume wurden durch ihre "Grüngürtel-Bewegung" in Afrika gepflanzt, vielleicht sogar mehr.
Als Vorsitzende des Nationalen Frauenrates in Kenia stritt sie energisch für Frauenrechte. Als Präsident Moi 1998 Hunderte Hektar Wald roden lassen wollte, um Luxushäuser bauen zu lassen, ging die streitbare Aktivistin ebenfalls auf die Straße. Ein Jahr später wurde sie angegriffen und verletzt, während sie einen Setzling pflanzte.
Da hatte Wangari Maathai ihre erste parteipolitische Erfahrung schon hinter sich. 1997 kandidierte sie sich gegen ihren Erzfeind Moi für die Präsidentschaft - und verlor: Ihre Partei hatte, ohne sie davon zu informieren, wenige Tage zuvor ihre Kandidatur zurückgezogen.
Ab 2002 saß Maathai "am Lenkrad"
Den Sprung ins Parlament schaffte Maathai erst, als die Oppositionsbewegung 2002 an die Regierung kam. Der neue Präsident Mwai Kibaki ernannte sie daraufhin zur stellvertretenden Umweltministerin. "Ich habe jetzt eine weitaus bessere Position", betonte Maathai damals. "Ich sitze jetzt am Lenkrad und nicht mehr auf dem Beifahrersitz."
Ihre Kampfeslust büßte sie nicht ein. Aber in der Ökologie-Bewegung stieß auf Kritik, dass sie einer Regierung angehörte, die wegen Korruptionsaffären in Misskredit geraten war. 2007 verlor Maathai ihr Mandat und Regierungsamt. Doch sie blieb eine Ikone der Umwelt- und Demokratiebewegung. 2009 ernannte sie UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zu einer UN-Friedensbotschafterin.