Präses Schneider im Chat über Papst, Ökumene und Privates
Viele Fragen betrafen die Ökumene: Präses Nikolaus Schneider nahm sich am Mittwochabend eine Stunde Zeit, um auf evangelisch.de mit Menschen zu diskutieren und Fragen zu beantworten.

Hier eine Auswahl aus dem Chat-Protokoll mit Nikolaus Schneider: 

Christliches Profil in Kindergärten und Kitas

Eine der ersten Fragen stammt aber von einer Erzieherin, die sich um das evangelische Profil ihrer evangelischen "Kita" sorgt.

Frage: Die Kita wirbt damit, als "Haus der kleinen Forscher" für ihre naturwissenschaftlichen Angebote für Kinder zertifiziert zu sein. Müsste die Kita nicht mit anderen Werten werben?

Präses Schneider:  Wir sollten die Werbung mit unserem besonderen evangelischen Angeboten nicht in Konkurrenz bringen zu etwa dem "Haus der kleinen Forscher". Aber "Haus der kleinen Forscher" ist wirklich zu wenig. Das andere muss schon hinzukommen.

Frage von EinChrist: Im städtischen Kindergarten gibt es kein Sankt Martin mehr, nur noch ein Kürbisfest. Was kann man da machen? Außerdem sagen die Erzieherinnen im Kindergarten müssen man auf islamische Kinder Rücksicht nehmen.

Präses Schneider:  Da kann man Eltern und Erzieherinnen nur überzeugen, dass die Martinsfeier den Kindern etwas Wichtiges erleben lässt. Mit Armen soll man teilen. Und das Fest macht auch noch Spaß – und Kürbisse sind hohl! Bei den Armen kommt es nicht darauf an, ob man Christ oder Moslem ist, sondern dass man hilft und dafür steht Sankt Martin. 

Ökumene und Papstbesuch

Frage aus dem Forum: Wie könnte sich wahrhaft glaubwürdige Ökumene Ihrer Meinung nach ereignen?

Präses Schneider: Glaubwürdige Ökumene ereignet sich schon vielfach. Gemeinsame Telefonseelsorge, ökumenische Gottesdienste, gemeinsame Diakoniestationen. Aber mehr ist natürlich auch möglich. Wir brauchen Augenhöhe und wir wollen einander den Zugang zum Tisch des Herrn nicht verwehren. Vor allem aber brauchen wir Verständnis, Geduld und Respekt vor einander.

MatthiasMoser: Da ist dann aber ein Buch wie das von Arnd Brummer, kurz vor dem Papstbesuch, nicht hilfreich?

Präses Schneider: Arnd Brummer hat sehr persönlich geschrieben - und das muss möglich sein. Die Veröffentlichung kurz vor dem Papstbesuch irritiert aber wirklich. Da verstehe ich Reaktionen aus dem Bereich der katholischen Kirche.

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Frage aus dem Forum: Wäre die Leuenberger Konkordie ein Modell für die Ökumene zwischen Protestanten und Katholiken?

Präses Schneider: Unsere römischen Freunde sagen, dass ihnen diese Form von Gemeinschaft nicht ausreicht. Sie müsste tiefer und sichtbarer sein. Und genau darüber müssen wir uns noch einmal neu verständigen.

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Frage aus dem Forum: In der evangelischen Kirche hört man immer wieder, dass man den Papst als "Sprecher" aller Christen akzeptieren könne. Wie fänden Sie es, wenn der Bischof von Rom eine Art "Klassensprecher" würde, ohne unfehlbar zu sein? Wäre dies eine Chance für die Ökumene?

Präses Schneider: Klassensprecher klingt erst mal gut. Aber der Bischof von Rom hat nun mal zurzeit eine ganz feste Rolle und die müsste erst einmal geknackt werden, damit Klassensprecher möglich wird.

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Ostfriese: Die Frage ist doch auch: Müssen wir soviel Gemeinsamkeiten mit der Katholischen Kirche überhaupt betonen? Wäre es nicht, gerade auch in der Luther-Dekade, einmal schön zu sagen, wir sind evangelisch aus folgenden Gründen, und dieses und jenes unterscheidet uns von der katholischen Kirche.

Präses Schneider: Wir freuen uns über unser eigenes Profil, aber die Einheit ist uns aufgegeben.  

Gemeinsames Abendmahlp { margin-bottom: 0.08in; }

Frage aus dem Forum: In der Frage nach Fortschritten in der Ökumene ist allenthalben vom gemeinsamen Abendmahl die Rede. Aber sind die Abendmahlsverständnisse von katholischer, lutherischer und reformierter Seite nicht einfach so unterschiedlich, dass man eher sagen müsste, es kann kein gemeinsames Abendmahl geben?

Präses Schneider: Grundlegend gehen alle bis auf die Zwinglianer von der wirklichen Präsenz Christi beim Abendmahl aus. Das ist das wesentliche Gemeinsame! Wir sind auch darin einig, dass die Form dieser Präsenz unsere Gemeinschaft NICHT trennt. Der Knackpunkt ist vielmehr: Die katholische Kirche versteht sich selbst als ein Sakrament, das aus der Eucharistie heraus lebt und immer wieder erneuert wird. Deshalb die Meinung. Nur wer ihr vollgültig zugehört, kann auch teilnehmen.

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Frage aus dem Forum: Würden Sie in einer katholischen Messe zur Kommunion gehen?"

Präses Schneider: Wenn ich dazu eingeladen bin – gerne! Wenn es im Kreis von tief verbundenen Menschen ist, auf jeden Fall! 

Kirchenreformen

daphoppe: Ist es nicht aufgrund der finanziellen Situation und/oder der demografischen Entwicklung mancher Landeskirchen sinnvoll, die Strukturen evangelischer Kirche in Deutschland zu straffen, z.B. die Fusion aller Landeskirchen zu einer Evangelischen Kirche Deutschland.

Präses Schneider: Das geschieht ja schon einiges: wir bekommen gerade eine Nordkirche, konnten uns vor Kurzem über die mitteldeutsche Kirche freuen, und davor gab es noch den Zusammenschluss der Landeskirchen Berlin-Brandenburg und Schlesische Oberlausitz. Eine Fusion aller Landeskirchen sehe ich gar nicht kommen, aber die EKD wird für die Mitgliedskirchen immer wichtiger werden.

ostfriese: Wie kann die ev. Kirche der Herausforderung begegnen, weiter in der Fläche aktiv und präsent zu sein? Derzeit verlieren viele kleinere Gemeinden ihren Pastor - und dabei hängt in kleineren Ortschaften gerade ein Großteil des öffentlichen Lebens davon ab. Gibt es da eine Strategie der EKD?

Präses Schneider: Die Lage in den verschiedenen Regionen Deutschlands ist schon sehr unterschiedlich. Grundsätzlich gilt, die Kirche soll im Dorf bleiben! Durch kluge Organisation muss es uns gelingen, auch in größeren Flächen präsent zu sein. Wenn wir in großen Flächen nur noch ganz wenige sind, müssen wir Glaubenskerne bilden.

Gast: Ich stehe kurz vor dem Ersten Theologischen Examen und habe zu Beginn des Studiums gehofft, dass sich die landeskirchlichen Grenzen auflösen werden und ich überall in Deutschland Pfarrer werden könnte. Wann wird das der Fall sein?

Präses Schneider: Diese Hoffnung hege ich auch schon sehr lange. Die Sache sieht so aus, dass zunehmend mehr Kirchen darauf angewiesen sind, junge Theologinnen und Theologen von außen zu gewinnen. Das wird die Mauern von alleine niederreißen.

Botschaft an den Papstp { margin-bottom: 0.08in

Präses Schneider an die Chatrunde: Welche Botschaft an den Papst geben Sie mir mit?

Nick: Er möge die Kunst des Möglichen auch ganz ausschöpfen.

Gast: Lassen sie uns Leiden und Sterben Christi wieder zum Gesprächsthema machen!

MatthiasMoser: Der Mann hat's ja nun auch nicht leicht. Was er auch macht, es ist nicht recht. Den Einen ist er zu konservativ, den Anderen nicht konservativ genug. Daher klopfen Sie ihm auf die Schulter (ok, das wird wohl nicht gehen) und sagen Sie ihm, dass er sich nicht unterkriegen lassen soll und sich wacker schlägt. Und auf jeden Fall, dass seine Jesusbücher großartig sind!

empeiria: Die Botschaft an den Papst sollte lauten, dass die Kirchen die Bildung und den sich gerade vollziehenden Leitmedienwechsel gemeinsam ins Zentrum ihrer Anstrengungen stellen wollen. Wer dem Volk auf den Mund schaut, kommt nicht umhin, die aktuellen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Veränderungen, die sich vorwiegend über das Internet gestalten auch in einen religiösen Bezugsrahmen zu setzen.p { margin-bottom: 0.08in; }

Piratenpartei, Trennung von Staat und Kirche und das Internet

Gast: Was sagen sie zu den Piraten in Berlin und dass sie Kirche und Staat strikt trennen wollen?

Präses Schneider: Halte ich für keine gute Idee. Die Kooperation in unserem Land ist ein Vorteil für alle Beteiligten. Gesellschaften mit so strikter Trennung sehen auch ganz anders aus.

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Gast: Die Piratenpartei will Transparenz. Würden Sie Protokolle aus dem Gemeindekirchenrat ins Internet stellen, damit Entscheidungen transparent dokumentiert sind?

Präses Schneider: Protokolle, soweit sie nicht der Natur der Sache vertraulich sind, könnten dann ins Netz gestellt werden, wenn wir die rechtlichen Grundlagen hätten. Aber jetzt schon kann man einen Bericht von der Sitzung im Gemeindebrief oder Internet veröffentlichen.

Privates

Gast: Herr Schneider, tippen Sie in diesem Chat selber?

Präses Schneider: Beim Fußball tippe ich selber - hier wäre ich nicht schnell genug!

Gast: Auf welchen Verein?

Präses Schneider: Borussia Mönchengladbach. Ich bin außerdem Mitglied bei Fortuna Düsseldorf, und gespielt habe ich beim VFL Hüttenheim: im Tor!

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Gast: Noch eine persönliche Frage: Wie entspannt sich ein Präses von seinem Beruf?

Präses Schneider: Weißwein, Wandern, enfach mal nichts tun ... Außerdem: Fußball, Klavierkonzert Nr. 20 in d-Moll von Mozart, 2. Satz.

empeiria: Selbst gespielt oder angehört?

Präses Schneider: Angehört natürlich! Ich bin leider nicht ganz so musikalisch.

Bonifatz: Danke, es war ein sehr aufschlussreicher Chat, ich sehe jetzt vieles positiver!

Präses Schneider: Euch auch einen herzlichen Dank für den Chat. Eine gute Nacht und bis zum nächsten Mal - Gott befohlen!

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