Der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Baden und Vorsitzende der Jury "Allgemeine Programme", Ulrich Fischer, lobte die Qualität der eingereichten Beiträge, die "aufschlussreiche Innenansichten von sonst geschlossenen Räumen der Gesellschaft" böten. Viele der ausgezeichneten Sendungen hätten einen wesentlich besseren Sendeplatz verdient gehabt, sagte Fischer. Der Rundfunk sei "viel besser, als uns das Primetime-Programm glauben machen will".
SWR-Fernsehdirektor Bernhard Nellessen zog Parallelen zwischen dem Auftrag der Kirche und dem der öffentlich-rechtlichen Sender. Beide sollten sich für mehr Gerechtigkeit, Verantwortung und Nächstenliebe einsetzen. Im Gegensatz zur Kirche dürften die Sender aber nicht missionarisch sein - vielmehr seien sie Dienstleister, die Zuschauer und Zuhörer befähigen sollen, in der Informationsflut die Orientierung zu behalten.
Auszeichnungen für öffentlich-rechtliche Dokumentationen und Filme
Ausgezeichnet wurde auch Eric Friedler für "Aghet - Ein Völkermord". Die NDR-Dokumentation strafe alle die Lügen, die die Erinnerung an den hunderttausendfachen Mord am armenischen Volk aus dem Gedächtnis der Menschheit streichen wollten, urteilte die Jury.
Homepage des Geisendörfer-Preises
Charly Kowalczyk erhielt einen Preis für sein Radiofeature "Angelika. Annäherung an ein Kinderleben" (Deutschlandradio Kultur). Die Jury bescheinigte dem Stück einen "zutiefst christlichen Blick auf die Menschen". Für ihr MDR-Radiofeature "Verbrannt in Polizeizelle Nr. 5 - Der Tod des Asylbewerbers Oury Jalloh in Dessau" wurde Margot Overath geehrt. Die Jury schrieb, der Beitrag sei der "ebenso hartnäckige wie beklemmende Versuch, die Wahrheit über den Tod eines Menschen herauszufinden und ihm damit wenigstens die Würde zurückzugeben".
Die Jury Kinderprogramme zeichnete Wolfgang Eißler und Gabriele Kreis für den MDR-Film "Die kluge Bauerntochter" aus, der den Märchenstoff zeitgemäß modernisiere. Katja Engelhardt und Ralph Caspers erhielten einen Preis für ihr "Sendung mit der Maus"-Spezial zu Südafrika (WDR). Hier habe vor allem der Verzicht auf folkloristische Klischees und sozialkritische Überheblichkeit zugunsten von Offenheit gegenüber der realen Lebensbewältigung überzeugt, so die Jury.
Preise für Stärkung des Verwantwortungsbewusstseins
Der Robert-Geisendörfer-Preis ist mit insgesamt 30.000 Euro dotiert. Der Preis wird seit 1983 jährlich im Gedenken an den christlichen Publizisten Robert Geisendörfer verliehen, der am 1. September vergangenen Jahres 100 Jahre alt geworden wäre. Mit dem Preis zeichnet die EKD Hörfunk- und Fernsehsendungen aus allen Programmsparten aus, die das persönliche und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken und zur gegenseitigen Achtung der Geschlechter beitragen.
Die Geschäftsführung des Preises liegt beim Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) in Frankfurt. Das ist die zentrale Medieneinrichtung der EKD, ihrer Landeskirchen und Werke sowie der evangelischen Freikirchen. Zum GEP gehören unter anderem die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd), das evangelische Magazin chrismon und evangelisch.de.