Zehn Jahre nach dem Terroranschlag auf die Twin-Towers in New York ist "Ground Zero" nach den von Wilfried Wassermann zu einem "Wallfahrtsort" geworden. New Yorker und Touristen stünden an einem Ort, "wo Menschen anderen so Schlimmes zugefügt haben, dass einem nichts dazu einfällt, dass man sprachlos wird", sagte Wassermann im epd-Gespräch. Daher sei der Begriff "Wallfahrtsort" angebracht.
So gehöre das Terrain des früheren World Trade Center, dessen Zwillingstürme die Skyline von Manhattan prägten, heute für Reisende aus Deutschland schon längst "zum Programm", sagte Wassermann. Das "9/11-Memorial" werde diese intensive Erinnerung noch verstärken. Das Denkmal am "Ground Zero" soll am Jahrestag der Anschläge im Beisein von Präsident Barack Obama, Ex-Präsident George W. Bush und New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg eingeweiht werden.
Für die US-Bürger sei das Gedenken in diesem Jahr allerdings "von den aktuellen Ereignissen in eine andere Ebene gerückt worden", sagte Wasser. Für viele Menschen gerade in New York City sei das Leben wegen der Wirtschaftskrise so anstrengend und schwierig, dass der 11. September 2001 etwas in den Hintergrund trete.
Am Sonntag ein "ganz normaler Gottesdienst"
Im Leben vieler jungen Menschen ist "9/11" zudem nach Einschätzung Wassermanns ein fernes Ereignis aus der Geschichte. Seine Konfirmanden wüssten davon nur "noch vom Hörensagen". Dabei gehörten sie zu einer Generation, die in einem Amerika aufwachse, das sich infolge des Angriffs islamistischer Terroristen seit zehn Jahren im Krieg befinde.
In den USA sei in den vergangenen Jahren eine "gewisse Islamfeindlichkeit herangewachsen", bedauerte Wassermann. Viele Amerikaner liebten "das Einfache, ein bisschen schwarz weiß", und es sei eben "einfach zu sagen, alle Muslims sind gleichgesinnt", so der Auslandspfarrer. Allerdings wäre das in Deutschland wohl nicht viel anders, wenn dort ein prominentes Gebäude durch einen islamischen Terroranschlag zerstört worden wäre.
Viele Pastoren in den USA gehen Wassermann zufolge mit dem zehnten Jahrestag zurückhaltend um, so auch die St. Paul's Gemeinde. Er werde am kommenden Sonntag einen "ganz normalen Sonntagsgottesdienst" feiern, kündigte der EKD-Auslandspfarrer an. "9/11" werde bei der Begrüßung, bei den Fürbitten und Ankündigungen zur Sprache kommen, aber "nicht das einzig beherrschende Thema" sein. Die Gemeinde habe sich bewusst entschlossen, sich auf das aktuelle Leben zu konzentrieren.