Göring-Eckardt hat anderes Bild der katholischen Kirche
Die Diskussion um das Buch "Unter Ketzern" des evangelischen Publizisten Arnd Brummer geht weiter: Die Synodenpräses der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Katrin Göring-Eckardt, distanziert sich von der Veröffentlichung. Das Buch sorgt vor dem Deutschlandbesuch von Papst Benedikt XVI. für Irritationen in den Beziehungen zwischen Protestanten und Katholiken.

"Das Bild, das Herr Brummer zeichnet, ist nicht das Bild, das ich von der katholischen Kirche heute habe", sagte die Bundestagesvizepräsidentin und Grünen-Politikerin der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Freitag): "Es ist ein sehr altes, sehr persönliches Bild." Von der Veröffentlichung über Brummers Buch im evangelischen Monatsmagazin "chrismon" habe sie vorab nichts gewusst, sagte Göring-Eckardt. Sie verteidigte aber zugleich die Pressefreiheit. "Die evangelische Publizistik ist frei, und das soll auch so bleiben", betonte sie. "Als Ostdeutsche bin ich dafür auf die Straße gegangen, dass es Pressefreiheit gibt."

Göring-Eckardt gehört ebenso wie der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, zu den Herausgebern von "chrismon". Brummer hatte in einem Gespräch klargestellt, es handele es sich bei dem Buch nicht um ein interkonfessionelles Manifest, sondern um eine autobiografische Äußerung verbunden mit einem "Liebesbekenntnis zu meiner Kirche". Der Chefredakteur von "chrismon" und evangelisch.de war Anfang der 1990er Jahre von der katholischen zur evangelischen Kirche konvertiert und schildert in dem Buch seine Glaubenserfahrungen.

Zollitsch: Dem Dialog nicht förderlich

Die Veröffentlichung hatte kurz vor dem Papstbesuch zu Verärgerung bei der katholischen Kirche geführt. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, erklärte, die Publikation sei dem Dialog nicht förderlich. Er habe sich gewundert, dass das Buch so unmittelbar vor dem Papstbesuch erschienen sei. Zollitsch kündigte an, er wolle die Angelegenheit mit den zuständigen Verantwortlichen besprechen.

Zum Papstbesuch selbst sagte Göring-Eckardt der Zeitung, einen Fortschritt für die Ökumene gebe es schon dadurch, dass für das Treffen mit der EKD-Delegation am 23. September das Augustinerkloster in Erfurt ausgewählt wurde. "Ein Fortschritt ist auch, dass wir dort einen Gottesdienst mit der Luther-Übersetzung feiern und dass ich als Frau und Laiin die Begrüßung mache", ergänzte sie. Das sei vor einigen Jahren noch nicht vorstellbar gewesen. Mit seinem Besuch würdige der Papst auch den Ort und das Land der Reformation, betonte Göring-Eckardt: "Ich hoffe sehr, dass wir gemeinsam ein Signal in Richtung 2017 aussenden können, dem Jahr, in dem wir 500 Jahre Reformation feiern."

epd