Viele Soldaten töten sich im Auslandseinsatz
Die Zahl der Selbsttötungen bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr ist erschreckend hoch: Jeder fünfte Armeeangehörige, der außerhalb Deutschlands ums Leben kommt, hat sich umgebracht. Die Suizidrate liegt damit um ein Vielfaches über der in der Zivilbevölkerung.

Das Bundesverteidigungsministerium wollte eine entsprechende "Spiegel"-Meldung zwar nicht kommentieren. Allerdings geht aus einer Internetseite der Bundeswehr hervor, dass seit Beginn der Auslandseinsätze im Jahr 1992 insgesamt 99 deutsche Soldaten starben. 19 Angehörige der Bundeswehr hätten sich im Auslandseinsatz das Leben genommen. 11 Soldaten starben eines natürlichen Todes.

Im Jahr 2011 seien bisher sieben deutsche Soldaten im Auslandseinsatz zu Tode gekommen, heißt es auf der Seite. Aus der Gesamtbilanz seit 1992 geht zudem hervor, dass es mit 52 toten Soldaten die meisten Todesfälle in Afghanistan gab. Dort seien 34 Soldaten nach Fremdeinwirkung gestorben. Bei 18 toten Soldaten hätten "sonstige Umstände" eine Rolle gespielt. Insgesamt 25 Soldaten starben nach der Aufstellung der Bundeswehr während des Einsatzes im Kosovo, 19 Soldaten in Bosnien-Herzegowina.

Mehr als 7.000 Soldaten im Ausland

Zurzeit sind rund 7.100 Soldaten der Bundeswehr im Ausland eingesetzt, die meisten von ihnen in Afghanistan. Im Rahmen des ISAF-Einsatzes sind dort rund 5.100 deutsche Soldaten im Einsatz. Laut Verteidigungsministerium haben bislang mehr als 300.000 Soldaten bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr gedient.

Die Suizidrate ist in Deutschland erstmals seit Mitte der 1980er Jahre wieder angestiegen. Besonders deutlich sei dies 2009 gewesen, als sich knapp drei Prozent mehr Männer als im Vorjahr das Leben genommen hätten, teilte das Nationale Suizidpräventionsprogramm mit. Hauptgrund sei die Berichterstattung über den Suizid von Fußball-Nationaltorwart Robert Enke im November 2009. In den Tagen unmittelbar danach sowie nach der Trauerfeier habe sich die Zahl derer, die auf Bahngleisen den Tod suchten, auf bis zu zwölf Fälle pro Tag vervierfacht.

Besonders beim Suizid einer bekannten Persönlichkeit bestehe die Gefahr von Nachahmungstaten, erklärte der Würzburger Psychiater Armin Schmidtke. Der Vorsitzende des Nationalen Suizidpräventionsprogramms appellierte an Journalisten, darauf zu verzichten, die näheren Umstände eines Suizides zu beschreiben. "Es gibt nicht wenige depressive Jugendliche, die dafür empfänglich sind", warnten die Experten. Weltweit stürben pro Jahr eine Million Menschen durch Suizid, mehr als durch Kriege oder Aids, berichtete Schmidtke.

dpa/epd