Die beiden seit mehr als zwei Wochen in Afghanistan vermissten deutschen Entwicklungshelfer sind nach Angaben der örtlichen Behörden tot. Die Leichen seien im Gebirge 30 bis 40 Kilometer vom nächsten Dorf entfernt gefunden worden, sagte der Gouverneur der Provinz Parwan, Abdul Baschir Salangi, der Nachrichtenagentur dpa am Montag. "Ich bin sicher, dass sie ermordet wurden." Nach ersten Erkenntnissen seien sie erschossen worden. Salangi verdächtigt Nomaden vom Stamm der Kuchis eines Raubmordes.
Identität wird geklärt
Bundesaußenminister Guido Westerwelle konnte den Tod der beiden Deutschen nicht bestätigen. Er erklärte lediglich, er müsse "leider bestätigen", dass in Afghanistan zwei Tote gefunden worden seien. Zunächst müsse die Identität geklärt werden. "Solange dies nicht zweifelsfrei geschehen ist, sind keine verlässlichen Aussagen möglich". Das Auswärtige Amt nahm auch zur Todesursache nicht näher Stellung.
Die Deutschen waren vor mehr als zwei Wochen bei einer Wanderung im Hindukusch-Gebirge nördlich von Kabul spurlos verschwunden. Nach dpa-Informationen war einer der Männer - ein 59-Jähriger aus Baden-Württemberg - für die staatliche deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Kabul tätig. Der zweite Mann, ein 69-Jähriger aus Sachsen, gehörte demnach einem christlichen Hilfswerk an, das in der afghanischen Hauptstadt arbeitete.
"Ich weigere mich, sie für tot zu erklären"
Die Gemeinschaft Christusträger Bruderschaft wollte sich nicht zum Schicksal ihres Mitglieds äußern. "Wir sind in Gesprächen mit dem Auswärtigen Amt. Noch ist überhaupt nichts bestätigt. Ich weigere mich, sie für tot zu erklären, bevor es amtlich ist. Wir haben zwar nur eine kleine Hoffnung, aber solange möchten wir nichts bestätigen", sagte Christian Hauter im bayerischen Triefenstein.
Gouverneur Salangi sagte: "Die beiden Leute wurden von Kuchi-Nomaden ermordet." Möglicherweise hätten es die Täter auf Wertsachen wie Kameras und Ferngläser abgesehen gehabt. Vier Verdächtige seien am Tag nach dem Verschwinden der Deutschen festgenommen und ans Innenministerium in Kabul überstellt worden. Zunächst war von fünf Verdächtigen die Rede gewesen.
Salangis Sprecherin Roshana Chalid sagte, bisher habe sich niemand zu einem Mord oder zu einer Entführung bekannt. Ein Bergungsteam sei auf dem Weg, um die Leichen aus den Bergen zurückzubringen.
Strenge Sicherheitsvorkehrungen für Entwicklungshelfer
Die afghanische Polizei hatte über eine Entführung der Deutschen spekuliert, die auch das Auswärtige Amt nicht ausgeschlossen hatte. Deutsche Sicherheitskreise hatten allerdings nach dpa-Informationen bis zuletzt keine Erkenntnisse darüber, dass die Bundesbürger verschleppt wurden. Weder die Taliban noch kriminelle Gruppen bekannten sich zu einer Entführung.
Für GIZ-Mitarbeiter in dem instabilen Land gelten strenge Sicherheitsvorkehrungen, die auch in der Freizeit greifen. Ihre Bewegungsfreiheit ist stark eingeschränkt. Nicht-staatliche Hilfswerke haben oftmals weniger strikte Bestimmungen.
Die Provinz Parwan gilt für afghanische Maßstäbe als relativ ruhig. Im vergangenen Monat hatten Aufständische allerdings den Sitz des Gouverneurs angegriffen, 19 Menschen wurden getötet.
Vor vier Jahren hatte die Entführung von zwei deutschen Bauingenieuren wochenlang für Schlagzeilen gesorgt. Sie waren im Juli 2007 verschleppt worden. Die Kidnapper erschossen eine der beiden Geiseln. Der zweite Ingenieur kam nach 85 Tagen Geiselhaft frei.