Bischof Abromeit: Mit Jugendarbeit gegen die NPD
Die rechtsextreme NPD wird wieder in den Schweriner Landtag einziehen. Nach den vorläufigen Ergebnissen erhielt sie bei der Landtagswahl am Sonntag sechs Prozent der Stimmen (2006: 7,3 Prozent) und wird voraussichtlich mit fünf Abgeordneten (bislang sechs) im 71-köpfigen Landesparlament von Mecklenburg-Vorpommern vertreten sein. Vor allem im östlichen Landesteil holte die NPD Stimmen. Wenn alle Wahlberechtigten abgestimmt hätten, säße die NPD aber nicht wieder im Landtag, sagt der pommersche Bischof Hans-Jürgen Abromeit.
05.09.2011
Von Anne-Dorle Hoffgaard

Herr Bischof Abromeit, auch die Kirchen hatten im Vorfeld der Landtagswahl dazu aufgerufen, zur Wahl zu gehen und den demokratischen Parteien die Stimme zu geben. Was ist schiefgelaufen, dass der Wiedereinzug der NPD nicht verhindert werden konnte?

Hans-Jürgen Abromeit (Bild links): Es ist den Kirchen, Prominenten und demokratischen Parteien leider nicht gelungen, das Grundproblem zu ändern, dass nur jeder zweite Wahlberechtigte auch wählt. Darum hat es die kleine Zahl der rechtsextremistischen Wähler geschafft, die NPD in den Landtag zu bringen. Im Land gibt es einen Bodensatz von etwa drei Prozent der Gesamtbevölkerung, die keine Protestwähler sind, sondern Stammwähler der NPD. Wenn alle Wahlberechtigten abgestimmt hätten, säße die NPD nicht wieder im Landtag.

Welche Schlussfolgerungen müssen daraus gezogen werden?

Abromeit: Die Parteien im Land müssen den Rechtsextremismus noch viel stärker als Herausforderung, als Betätigungsfeld akzeptieren. Fast überall in den Dörfern von Ostvorpommern und Uecker-Randow hingen NPD-Wahlplakate, während es die demokratischen Parteien weitgehend nicht einmal schafften, ihre Plakate dort aufzuhängen. Wir dürfen die Kreise Ostvorpommern und Uecker-Randow nicht sich selbst überlassen. Die demokratischen Parteien müssen sich da stärker engagieren.

Wo sehen Sie in diesem Zusammenhang die vordringlichen Aufgaben der Kirchen für die nächsten Jahre?

Abromeit: Die Kirchen müssen noch mehr Jugendarbeit machen. Gerade in den ländlichen Bereichen gibt es oft keine Angebote der Jugendarbeit mehr, auch keine kirchlichen. Wir brauchen da als Kirche mehr Mitarbeiter und neue Ideen. Um das finanzieren zu können, müssen zusätzliche Mittel von Stiftungen eingeworben sowie durch die Umschichtung kirchlicher Gelder gewonnen werden. Im Kirchenkreis Pasewalk haben wir bereits erstmalig seit Jahren wieder einen Mitarbeiter für die Jugendarbeit auf Kirchenkreisebene angestellt. Das reicht aber nicht.

epd