700 Opfer-Anträge bei der katholischen Kirche
Bei der katholischen Kirche sind nach einem Zeitungsbericht bislang rund 700 Entschädigungsanträge von Missbrauchsopfern eingegangen. Davon seien bereits 660 bearbeitet, meldete die "Passauer Neuen Presse" (Samstagsausgabe) unter Berufung auf Kirchenkreise.

Fast alle Antragsteller erhalten dem Bericht zufolge eine Entschädigung: Die meisten Anträge seien mit einer Empfehlung an die Bistümer und Orden für eine finanzielle Zahlung versehen worden, hieß es. Die katholische Deutsche Bischofskonferenz hatte im März angekündigt, an Betroffene bis zu 5.000 Euro, in Härtefällen auch höhere Beträge zu zahlen.

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) lobte derweil den Umgang der Kirche mit den Missbrauchsfällen. "Die katholische Kirche hat aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und sich einem neuen Weg der Aufklärung von Missbrauchsfällen verpflichtet", sagte die FDP-Politikerin der Zeitung.

"Mit den Opfern reden"

Leutheusser-Schnarrenberger riet Papst Benedikt XVI. zu einem Gespräch mit Opfern bei seinem Deutschland-Besuch vom 22. bis 25. September. "Ich bin zuversichtlich, dass die Kirche diese Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lässt." Seit dem Bekanntwerden der schrecklichen Missbrauchsfälle habe der Papst seine Auslandsreisen wiederholt genutzt, um Missbrauch offen anzusprechen und Opfer persönlich zu treffen.

Der Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki erklärte, er wisse nicht, ob der Papst das Thema Missbrauch bei seinem Deutschlandbesuch ansprechen werde. Benedikt XVI. habe sich bereits bei seinen Besuchen in Irland und in Großbritannien unmissverständlich zu den dortigen Missbrauchsfällen geäußert und klare Richtlinien für die Aufarbeitung gegeben. "Seine entschiedene Position und seine Haltung in der Frage des Umgangs mit Missbrauchsfällen sind über jeden Zweifel erhaben", unterstrich Woelki in der "Passauer Neuen Presse".

epd