Angela Merkel trauert um ihren Vater - Alle Termine abgesagt
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) trauert um ihren Vater, den evangelischen Theologen Horst Kasner. Er sei am Freitag im Alter von 85 Jahren gestorben, sagte ein Regierungssprecher am Samstag in Berlin.

Der Vater von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Horst Kasner, ist tot. Wie ein Regierungssprecher am Samstag in Berlin bestätigte, starb der evangelische Theologe am Freitag im Alter von 85 Jahren. Kanzlerin Merkel sagte deshalb alle Termine am Samstag ab. Unter anderem war sie in Mecklenburg-Vorpommern zum Abschluss des Wahlkampfes erwartet worden. Dort wird am Sonntag ein neuer Landtag gewählt.

Kasner war bis zuletzt als Prediger aktiv, wie der Superintendent des Kirchenkreises Oberes Havelland, Uwe Simon, in Templin (Uckermark) dem epd sagte. Über die Todesursache wurden keine Angaben gemacht. Allerdings soll erst im Sommer bei Merkels Vater Lungenkrebs diagnostiziert worden sein, wie es aus dem Umfeld verlautete.

Der gebürtige Berliner war lange Jahre Leiter des evangelischen Pastoralkollegs im brandenburgischen Templin. Kasner gehörte in der DDR zu den kirchlichen Reformern, die sich unter der Formel "Kirche im Sozialismus" für gesellschaftspolitisches Engagement und einen offenen Umgang mit der atheistisch geprägten Gesellschaft einsetzten.

Allen Anwerbungsversuchen der Stasi widerstanden

Kasner gehörte wie sein späterer Bischof Albrecht Schönherr dem "Weißenseer Arbeitskreis" an und widerstand allen Anwerbeversuchen der DDR-Staatssicherheit. Während der Umbrüche in den Jahren 1989/90 sprach sich der Pfarrer zunächst gegen eine Wiedervereinigung und für eine eigenständige, aber reformierte DDR aus.

Geboren wurde Kasner am 6. August 1926. Er studierte in Heidelberg und Hamburg Theologie. 1954 folgte er dem Ruf der unter Pfarrermangel leidenden Kirchen in der DDR und siedelte mit seiner Familie von Hamburg nach Ostdeutschland über. Dort übernahm er zunächst eine Pfarrstelle im nordbrandenburgischen Quitzow. 1957 wechselte er an den Waldhof bei Templin. Dort baute er das Pastoralkolleg zur Weiterbildung von Theologen auf, das er bis zu seinem Ruhestand 1994 geleitet hat.

Nach der Wiedervereinigung engagierte sich Kasner unter anderem gegen den in Nordbrandenburg geplanten Luft-Boden-Schießplatz "Bombodrom" und die in der Uckermark geplante Schweinemastanlage Haßleben. In Alt-Placht gab er maßgebliche Impulse für den Wiederaufbau einer Fachwerkkirche, die heute als "Kirchlein im Grünen" bekannt ist.

epd