"Soll es ein Alkoholverbot in Bussen und Bahnen auch hier geben, wie in Hamburg?" Mich hat überrascht, dass keiner zurückgefragt hat: "Worum geht's denn da". Die Leute, die ich gefragt habe, hatten von dem Verbot gehört, und jeder hatte eine Meinung dazu.
Die einen reden wie Julia. Sie sagt: "Soll doch jeder machen, wie er's will, ich hab kein Problem damit." Andere sehen es wie Friedrich. Der ist über 70 und findet das Alkoholverbot "Großartig." Genau wie Rudi, ein Busfahrer der Linie 30: "Ein Verbot wäre einsame Spitze" – schon wegen der vielen Flaschen, die nachher im Bus herumkullern. Ahmed ist 25, er sagt: "Die Leute wollen keine Randale. Sie sind müde von der Arbeit und wollen ruhig nach Hause fahren."
Ein Verbot passt nicht dazwischen
Die einen wollen in Bus und Bahn keinen Stress erleben. Rücksichtnahme ist ihnen wichtig, wo Menschen zusammen sind, die sich nicht kennen. Andere legen die Füße hoch, stellen den MP3Player so laut wie möglich und halten die Bierflasche, als wäre sie das Zeichen ihrer Macht.
Trotzdem glaube ich, ein totales Alkoholverbot passt nicht zwischen die beiden Seiten. Wenn's bedrohlich wird, kann ich mich schon jetzt wehren. Verordnungen gegen Rüpeleien gibt es bereits. Und ich kann den Busfahrer oder andere Fahrgäste ansprechen, wenn ich Angst habe und Hilfe brauche.
Ich meine, in der zufälligen Begegnung im Nahverkehr verbindet die Menschen besseres als eine Verordnung. Menschen verbindet das einfache Wort. Zum Beispiel der ganz normale Gruß, warum nicht zum Jugendlichen. "Guten Tag." Ich hab damit gute Erfahrungen gemacht, wenn ich vom Theater mit der S-Bahn nach Hause gefahren bin. Und auch da, wo einer den Jungen mit seiner offenen Bierflasche in aller Ruhe nach dem Weg gefragt hat. Daraus wurde ein richtiges Gespräch. Ein Wort kann Wunder wirken.
Und die herumkullernde Bierflasche? Vielleicht könnte ich mich da mal überwinden und sie kurzerhand aufheben und in die Müllbox werfen.
Dieser Zuspruch ist am Samstag, 20. August, morgens im Hörfunkprogramm hr1 gesendet worden. Christoph Busch aus Frankfurt ist Pfarrer mit den zusätzlichen Schwerpunkten Journalismus und Pädagogik. Zurzeit organisiert er ein Sprachcafé für älter gewordene Migranten.