Digitalradio stört Polizeifunk: Sender Dortmund abgeschaltet
Die Bundesnetzagentur hat Media Broadcast aufgefordert, die Digitalradio-Verbreitung am Senderstandort Dortmund bis Sonntag, 4. September, 24 Uhr, aussetzen. Hintergrund der Abschaltung ist die Befürchtung des nordrhein-westfälischen Innenministeriums, dass die Koordination von Einsatzkräften über den Behördenfunk bei einer geplanten Großdemonstration in Dortmund am kommenden Wochenende gestört werden könnte.

Das neue Digitalradio DAB+ stört nicht nur bei vielen Fernsehzuschauern den ARD-Empfang, sondern auch den Funk von Polizei und Feuerwehr. "Das ist leider so", bestätigte am Mittwoch eine Sprecherin des Landesamtes für zentrale polizeiliche Dienste in Duisburg Medienberichte.

Die Bundesnetzagentur hat deshalb den Betreiber des digitalen Radionetzes Media Broadcast aufgefordert, den Sender Dortmund bis zum kommenden Sonntag abzuschalten, um den Funkverkehr der Polizei während des dort geplanten Neonazi-Aufmarsches nicht zu stören. Das teilte das Deutschlandradio in Köln mit. In Dortmund werden am Samstag auch mehrere tausend Gegendemonstranten erwartet. Über das Digitalnetz sind unter anderem die Programm von Deutschlandfunk und Deutschlandradio zu empfangen.

Sender verlangen Lösungen statt Abschalten

Die Sender verlangen von den Innenministerien der Länder eine kurzfristige Lösung des Problems. Die Abschaltung müsse ein Einzelfall bleiben. Ursache für mögliche Störungen seien die analogen Funkgeräte der Polizei. Für Deutschlandradio-Intendant Willi Steul stellt sich die Frage, ob die Aufforderung der Netzagentur, "nicht bereits ein Eingriff ind die Rundfunkfreiheit ist".

Bei einem gestörten TV-Empfang könnten besser abgeschirmte Kabel Abhilfe schaffen, sagten Sprecher der Landesanstalt für Medien und der Verbraucherzentrale NRW in Düsseldorf. Kabelnetzbetreiber wie Unitymedia hätten auch einen kostenlosen Austausch der Kabel angeboten. Obwohl DAB+ per Antenne zu empfangen ist, stört es vielerorts den analogen Kabelempfang. DAB+ sendet seit dem 1. August. Wie viele Fernsehzuschauer seitdem von Störungen betroffen sind, ist unklar.

dpa