"Im Grunde gehören viele Kirchen in Deutschland mittlerweile zur Diaspora", sagte der Generalsekretär des Gustav-Adolf-Werks, Enno Haaks, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Hannover. So gebe es in Leipzig nur noch zwölf Prozent Christen, und auch auf der Hamburger Elbinsel Veddel seien Christen nur zu 15 Prozent vertreten.
Vor diesem Hintergrund fördert das Hilfswerk für protestantische Minderheiten in diesem Jahr erstmals Projekte von bundesdeutschen Kirchengemeinden mit bis zu 4.000 Euro. In den neuen Bundesländern unterstützt das Werk besonders die Gründung von evangelischen Schulen, die zunächst keine staatlichen Zuschüsse erhalten, sagte Haaks. Der Schwerpunkt der Arbeit liege jedoch im Ausland, wo evangelische Minderheiten in Lateinamerika sowie Süd- und Osteuropa gefördert werden.
Umstrittene Frauenordination
Das Werk mit Sitz in Leipzig verfügt über einen Jahresetat von drei Millionen Euro. Weltweit werden damit 130 Projekte von 40 Partnerkirchen in 35 Ländern unterstützt. Die Zusammenarbeit mit kleineren Partnerkirchen sei oft schwierig. "In Kroatien haben wir die Unterstützung abgebrochen, weil dort scheinbar der Balkankrieg zwischen den Kirchen fortgesetzt wird", sagte Haaks. Zudem orientierten sich die evangelischen Kirchen in Osteuropa lieber in Richtung der eher konservativen USA. "Gerade bei der Frage, ob Frauen zu Pastorinnen ordiniert werden dürfen, ist ihnen die Evangelische Kirche in Deutschland zu liberal", so der Generalsekretär.
Das Gustav-Adolf-Werk wurde 1832 in Leipzig gegründet und ist eine Einrichtung der Evangelischen Kirche in Deutschland. Es unterstützt evangelische Minderheiten in Europa, Lateinamerika und Zentralasien. Mit seinem Namen erinnert das Werk an den schwedischen König Gustav II. Adolf (1594-1632), der im Dreißigjährigen Krieg für die Protestanten eintrat.