"Butter bei die Fische", 29. August, 20.15 Uhr im ZDF
Wenn Menschen das Maul nicht aufkriegen, darf man ihre wenigen Worte mit Fug und Recht auf die Goldwaage legen. Für einen Film heißt das: Die Dialoge müssen perfekt sein. Wie das funktioniert, zeigen Georg Weber (Buch) und Lars Jessen Regie) mit ihrer wunderbaren Komödie schon gleich zu Beginn. Da soll sich Bauer Heinrich vorstellen, um für eine potenzielle Heiratskandidatin möglichst als beste Wahl zu wirken. Und was sagt er? "Moin, ich bin Heinrich." Da der gute Mann auch noch von Bjarne Mädel verkörpert wird, ist man gleich mitten drin in der Geschichte, denn natürlich will man wissen, wie das geht: Bauer sucht Frau, bringt aber kaum ein Wort über die Lippen.
Bloß die Vorgeschichte wirkt ein bisschen übers Knie gebrochen: Man kann sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass gestandene und alles andere als schwer vermittelbare Frauen aus dem Ruhrgebiet ihre Zelte hinter sich abbrechen, um den Rest ihres Lebens im nördlichsten Schleswig-Holstein auf den Höfen von ihnen bis dahin völlig unbekannten Landwirten zu verbringen. Aber das ist dann auch egal, weil die Figuren mit so viel Zuneigung ersonnen und umgesetzt wurden und weil die Darsteller so treffend besetzt sind: hier Gerburg Jahnke als mütterliche Inge, die ihre ledige Tochter Helena (Rike Schmid) samt Enkelin kurzerhand mitgenommen hat, sowie Elena Uhlig als ihre Freundin Stefanie; dort neben Mädel Kneipier Knut (Jan-Peter Heyne) und Bauer Fiedje (Jens Münchow), der davon träumt, nach Neuseeland auszuwandern.
Ideale Besetzungen
Zentrale Figuren aber sind der Pastor des Dorfes und Petra Koslowski, die ihre Freundinnen zur Heiratstour überredet hat. Für die beiden Rollen könnte man sich kaum jemand besseren vorstellen als Peter Heinrich Brix und Ulrike Kriener, die Weber beide bereits vor Augen hatte, als er das Drehbuch schrieb. Im Fall von Kriener ist das durchaus wörtlich zu verstehen, denn sie ist seine Gattin. Wie der protestantische Pfarrer und die kernige Ruhrpottfrau nach Kräften versuchen, ihre gegenseitige Zuneigung zu ignorieren, ist ganz großartig gespielt.
Aber "Butter bei die Fische" ist trotzdem weit mehr als bloß ein Vehikel für die beiden Hauptdarsteller, zumal die weiteren Figuren keineswegs bloß Nebenrollen sind. Außerdem ergänzt Weber die verhinderten Romanzen der vier Paare um diverse Nebenhandlungen: Pastor Petersen braucht dringend Geld für seine marode Kirche, Petra Koslowski hat ein grundsätzliches Problem mit ihrem Sohn (Oliver Wnuk). Aber am schönsten ist eigentlich die spürbare Liebe des gebürtigen Kielers Lars Jessen zu seiner Heimat und seinen Landsleuten; diese Zuneigung hat kürzlich auch die ganz ähnlich erzählte Romanze "Fischer fischt Frau" geprägt.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).