Papstbesuch: "Zeichen für die Ökumene"
Ende September besucht Papst Benedikt XVI. Thüringen und will sich dort mit Vertretern der Evangelischen Kirche treffen. Der katholische Bischof von Erfurt, Joachim Wanke, sieht im Papstbesuch an historischen Stätten der Reformation in Thüringen "ein besonderes Zeichen" für die Ökumene.
24.08.2011
Von Thomas Bickelhaupt

Die Begegnung von Benedikt XVI. mit der evangelischen Kirche im Erfurter Augustinerkloster "könnte einen Impuls geben für den ökumenischen Dialog", sagte Wanke dem epd in der Thüringer Landeshauptstadt. Zugleich dämpfte er die Erwartungen an schnelle Ergebnisse des Gesprächsprozesses.

Papst Benedikt XVI. kommt bei seinem bevorstehenden Deutschland-Besuch am 23. September in das Bistum Erfurt. Nach einem Treffen mit Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist in der Kirche des Augustinerklosters ein Gottesdienst geplant, zu dem auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erwartet wird. Das Kloster in der Thüringer Landeshauptstadt ist als Wirkungsstätte des Augustinermönchs Martin Luther (1483-1546) eng mit der Reformation verbunden.

Papstbesuch "stärkt" Minderheitenkirche im Osten

Vor diesem Hintergrund erwarte er von der Begegnung im Augustinerkloster eine "Ermutigung" zur Verständigung über grundsätzliche Fragen, sagte Wanke. Als Beispiele nannte er Konsequenzen aus der gegenseitigen Anerkennung der Taufe sowie das jeweilige Kirchen- und Amtsverständnis. Nach "500 Jahren Spaltung" müssten beide Seiten "nach vorn schauen", um den Herausforderungen in der modernen Gesellschaft zu genügen. "Bevor wir jedoch gemeinsam Abendmahl feiern können, werden wir uns in Grundfragen einigen müssen", ergänzte der Bischof.

Wanke verwies zudem darauf, dass der Papst mit seinem zweitägigen Besuch in Thüringen "die Weltkirche mitbringt" und sich zugleich der Situation einer Minderheitenkirche im Osten Deutschlands stellt. Die rund 800.000 ostdeutschen Katholiken einschließlich Berlins seien durch die DDR-Geschichte stärker als im Westen von einem "Gemeindechristentum" geprägt und identifizierten sich fast ausschließlich über die Ortsgemeinden. Andere Formen, wie etwa katholische Verbände wie in Westdeutschland, habe es nicht gegeben.

Angesichts dieser geschichtlichen Prägung werde in Thüringen der Papstbesuch von vielen Katholiken als "Glaubensstärkung" empfunden. "Benedikt XVI. kommt zu uns zunächst als Seelsorger, der die Gläubigen aus seinem Dienst heraus stärkt", unterstrich Wanke. Dazu gehöre neben dem Wandel in den Ortskirchen mit neuen Zugangswegen zur christlichen Botschaft auch die Mahnung, dass die vor 20 Jahren in Ostdeutschland gewonnene Freiheit stets neu verantwortet werden müsse.

 

epd