"Schulen haben bei Aufklärung über SED-Diktatur versagt"
Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) hat den Schulen Versagen bei der Vermittlung der DDR-Geschichte vorgeworfen. Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) fordert in den Schulen "ein realistisches Geschichtsbild von der DDR" zu zeichnen.

Nach jüngsten Umfragen breite sich unter Jugendlichen Unkenntnis über die SED-Diktatur aus, sagte der CDU-Politiker Bernd Neumann  am Sonntag im Deutschlandfunk. Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) sagte, das Geschichtsbild von der DDR müsse so gezeichnet werden, dass "sich die Menschen von hier auch wiederfinden".

Die Schulen und die Länder hätten in dem wichtigen Auftrag versagt, über die SED-Diktatur und ihre Folgen aufzuklären, sagte Neumann. "Der Bund kann diese generelle Aufgabe nicht wahrnehmen, der Bund kann sie flankieren. Und deswegen der erneute Appell: dies ernst zu nehmen."

"Führungspositionen liegen in westdeutscher Hand"

"Es ist deshalb so wichtig, weil - wenn keine Aufklärung erfolgt, wenn das Wissen um Diktatur und ihre Folgen nicht präsent ist bei den jungen Leuten, sie anfällig sind, insbesondere in Krisenzeiten, gegen Rattenfänger von links und rechts", mahnte der CDU-Politiker.

Brandenburgs sozialdemokratischer Ministerpräsident Platzeck sagte in einem vorab veröffentlichten Interview der "Super Illu" (Ausgabe 25. August), er wehre sich "gegen die im Westen verbreiteten Klischees, wo man die DDR gerne auf das Thema Staatssicherheit reduziert".

Schlimmer sei noch, wenn so getan werde, als säße die Stasi im Osten längst wieder an den Hebeln der Macht, sagte der SPD-Politiker. Das könne schon deshalb nicht stimmen, weil der größte Teil der ostdeutschen Führungspositionen 22 Jahre nach dem Mauerfall in westdeutscher Hand liege.

Platzeck erklärte, die Beschäftigung mit der Vergangenheit wie in der Brandenburger Enquete-Kommission sei wichtig, denn Zukunft brauche Herkunft. "Wir müssen lernen, wie ein solches System überhaupt zustande kommen konnte und wie man verhindern kann, dass noch einmal die Menschenrechte eingeschränkt werden und Unfreiheit herrscht", so der Ministerpräsident. Zugleich warnte er vor Verkürzungen, Abrechnungen und Rachegefühlen, weil man daraus nicht lerne.

 

epd