Pfarrer Jürgen Fliege verteidigt seine Essenz
Ex-Fernsehpfarrer Jürgen Fliege hat seine "Fliege-Essenz" gegen Kritiker verteidigt. Zugleich bezeichnete er das Auseinanderfallen von Spiritualität und Medizin als Katastrophe. "Jesus ist auch als Heiler und Handaufleger bekanntgeworden", sagte Fliege der "Bild am Sonntag".

Meditation und Handauflegen sei "eine uralte christliche Tradition", so der Geistliche weiter. Geistheiler sollten nach Ansicht des umstrittenen Theologen in Arztpraxen arbeiten, um den Effekt kontrolliert in Therapien einzubinden. Die Hamburger Sektenexpertin Ursula Caberta hatte die "Fliege-Essenz" angeprangert, die für 39,95 Euro erworben werden kann und von der heilende Kraft ausgehen soll.

"Ich lege meine Hände auf die Maschine, in der die Essenz hergestellt wird", sagte Fliege der Zeitung. Dann spreche er das Vaterunser und biblische Worte aus dem 1. Korintherbrief, Kapitel 13. "Wahrscheinlich ist der Mensch, der diese Essenz kauft, einsam", sagte er. Wenn er sie dreimal am Tag nehme und dabei sage "Ich liebe, ich glaube, ich will zuversichtlich sein", dann sei das "wie Meditation, wie Selbsthypnose".

"Vom Pastor zum Esoteriker mutiert"

Caberta hatte dies in ihrem "Schwarzbuch Esoterik" angeprangert. Mit seiner "Essenz" sei Fliege "vom evangelischen Pastor zum Esoteriker mutiert", kritisierte sie. Auch Reinhard Hempelmann, Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, hatte Fliege vorgeworfen, seine Distanz zu zentralen Anliegen moderner Esoterik verloren zu haben.

Nach Flieges Ansicht machen jedoch "andere Männer Gottes Ähnliches": "Der katholische Priester verwandelt mit Beten Leitungswasser in Weihwasser." Zugleich habe es die katholische Kirche "in 2000 Jahren nicht geschafft, etwas so Großes und Heiliges wie Sexualität zu integrieren". Schon Luther habe den Zölibat als Sünde bezeichnet. "Diese Kirche darf ihrem Personal diesen heiligen Akt nicht länger verbieten", forderte Fliege.

epd