Türkei warnt Syrien vor "blutiger Unterdrückung"
Der türkische Premierminister Recep Tayyip Erdogan fordert Syriens Machthaber Baschar al-Assad dazu auf, sich bei der "blutigen militärischen Unterdrückung der Protestbewegung in seinem Land" zurückzuhalten. Assad reagiert mit Kriegsandrohung. Unterdessen gibt es neue ziviele Opfer.

Schlagabtausch mit starken Worten in Damaskus: Als der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu am Dienstag eine "ernste" Botschaft von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan an Syriens Präsident Baschar al-Assad übergab, reagierte dieser ungehalten. "Wenn Sie wegen eines Kompromisses gekommen sind, dann lehnen wir ihn ab. Wenn Sie aber Krieg wollen, dann können Sie ihn haben - in der ganzen Region", zitierten ihn libanesische Medien in Beirut.

In der Botschaft wurde Assad türkischen Medien zufolge aufgefordert, bei der blutigen militärischen Unterdrückung der Protestbewegung in seinem Land Zurückhaltung zu zeigen. Der syrische Präsident riskiere die internationale Isolierung, wenn er damit fortfahre. Die Türkei hatte zuletzt scharfe Kritik an der Politik des Assad-Regimes geübt.

Bei den Unruhen kamen nach Angaben der Opposition seit März bisher fast 2.000 Regimegegner ums Leben. Mehrere tausend Syrer flohen in die Türkei. Ankara betrachte deshalb die Vorgänge im Nachbarland als "innere (türkische) Angelegenheit", hatte Erdogan erklärt. "Unsere Geduld ist bald zu Ende."

Syrische Truppen und Panzer rücken vor

Syrische Truppen rückten am Dienstag dessen ungeachtet mit Panzern in die Ortschaften Sarmin und Binnisch in der nordwestlichen Provinz Idlib ein. Vier Zivilisten wurden getötet, berichteten Aktivisten. In der nordöstlichen Großstadt Deir al-Zor hielten die Militäroperationen an. Dort sollen 17 Zivilisten umgekommen sein.

Auch US-Außenministerin Hillary Clinton nutzte den Besuch Davutoglus in Damaskus, um dem Assad-Regime die Haltung Washingtons zu verdeutlichen. Sie habe am Vortag mit dem türkischen Außenminister telefoniert und ihn gebeten, Assad zum Rückzug der Armee in die Kasernen und zur Freilassung der politischen Gefangenen aufzufordern, teilte das US-Außenministerium mit. Kommentare in türkischen Zeitungen kritisierten die Intervention Clintons. Ankara mache sich zum "Postboten Washingtons", hieß es. Assad sieht sich international zunehmend isoliert. In dieser Woche beorderten Saudi-Arabien, Kuwait und Bahrain ihre Botschafter in Damaskus zu Konsultationen in die Heimat. Der saudische König Abdullah kritisierte Syrien in einer Fernsehansprache mit ungewöhnlich scharfen Worten.

Unterdessen reiste eine hochrangige Delegation aus Südafrika, Indien und Brasilien nach Damaskus. Sie wolle sich ein Bild von der Lage in Syrien verschaffen, teilte das Büro des südafrikanischen Vize-Außenminister Ebrahim Ebrahim in Pretoria mit. Die drei Schwellenländer sind derzeit auch Mitglieder im UN-Sicherheitsrat. Südafrika würde aber nach den Worten von Vize-Präsident Kgalema Motlanthe derzeit keine Resolution im UN-Sicherheitsrat gegen Syrien mittragen. Stattdessen unterstütze es die "Reformbemühungen" des Assad-Regimes.

dpa