Proteste gegen Neonazis in Niedersachsen und Thüringen
In Niedersachsen und Thüringen haben am Samstag fast 2.000 Menschen gegen Neonazis protestiert. Im niedersächsischen Bad Nenndorf gingen nach Polizeiangaben rund 900 Menschen gegen einen Aufmarsch von Rechtsextremisten auf die Straße. In Gera demonstrierten rund 1.000 Bürger gegen das Neonazi-Konzert "Rock für Deutschland".

In Bad Nenndorf, einer Kurstadt bei Hannover, wurde am Samstagnachmittag mit etwa 700 Rechtsextremen aus dem ganzen Bundesgebiet gerechnet. Die Route ihres sogenannten Trauermarsches sollte in diesem Jahr erstmals an den Gebetsräumen einer jüdischen Gemeinde vorbeiführen. Die mittägliche Sabbatfeier mit rund 80 Teilnehmern musste unter Polizeischutz stattfinden.

Zahlreiche Christen besuchten die jüdische Gemeinde aus Solidarität. Marina Jalowaja, Gemeindevorsitzende der jüdischen Gemeinde, begrüßte die Besucher und dankte ihnen für diese nach ihren Worten sehr wichtige Geste. Der evangelisch-lutherische Oberlandeskirchenrat Rainer Kiefer brachte seine Solidarität zum Ausdruck und sagte: "Wir sind auf einander angewiesen."

Innenminister antwortet nicht

Bürgermeisterin Gudrun Olk, hob hervor, dass die Rechtsextremisten in der Stadt nicht willkommen sind. Auf der zentralen Kundgebung des Bündnisses "Bad Nenndorf ist bunt" und des DGB zeigte sie sich zudem verärgert darüber, dass ihr Protestschreiben wegen des Nazi-Umzugs an den niedersächsischen Innenminister Uwe Schünemann (CDU) unbeantwortet geblieben sei.

Der Protest in Bad Nenndorf hatte bereits am Vorabend begonnen. Rund 700 Teilnehmer verbanden nach DGB-Angaben mit einer Menschenkette den Bahnhof mit dem Wincklerbad. Zwischen 1945 und 1947 befand sich hier ein britisches Militärgefängnis. Mit ihrem "Trauermarsch" wollen die Neonazis nach eigenen Angaben an Folterungen von Nationalsozialisten dort erinnern. Die Misshandlungen sind dem DGB zufolge damals umgehend geahndet verurteilt worden. Nach der Auflösung der Grabstätte des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß in Wunsiedel im Juli gilt Nenndorf als einer der letzten "Wallfahrtsorte" der Neonazis.

In Gera hatten die Proteste am Morgen mit einem Friedensgebet begonnen, an dem den Veranstaltern zufolge rund 250 Menschen teilnahmen. Unter ihnen befand sich auch die thüringische Sozialministerin Heike Taubert (SPD). Auf Initiative eines breiten Bündnisses von Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und Verbänden waren für Samstag im gesamten Stadtgebiet zahlreiche Gegenveranstaltungen zu dem NPD-Konzert geplant. Zu dem Konzert waren nach Angaben der Polizei bis Samstagmittag rund 400 Rechtsextreme angereist.

epd