Glaube und Rockmusik: Die "Jesus Freaks" feiern
Lobpreis, Rock und Rastalocken: Bis zum Sonntag feiern mehrere tausend "Jesus Freaks" aus dem gesamten Bundesgebiet im nordrhein-westfälischen Borgentreich ihr "Freakstock"-Festival. Ein koptisch-orthodoxer Bischof ist Gastgeber der Christen.
05.08.2011
Von Holger Spierig

Der Sänger der Rockband "Prayer" lässt keinen Zweifel daran, wem sein Herz gehört: "Ich liebe dich, Herr", ruft er zum Sound von verzerrten Gitarren und Schlagzeug. "Du bist unser Gott, unser König." Jesus und Rockmusik. Zwischen den Musikfans mit Piercings, Tattoos und Rasta-Locken sieht man auch den koptisch-orthodoxen Bischof Anba Damian im angeregten Gespräch. Das Festival der freikirchlichen Glaubensgemeinschaft ist bereits zum dritten Mal auf dem Gelände der orthodoxen koptischen Kirche zu Gast.

Vor der Bühne haben junge Leute eine Gasse gebildet. Auf der Rückseite ihrer schwarzen T-Shirts steht unter dem Zeichen der "Jesus Freaks" in großen Buchstaben "Beter". "Das ist praktisch eine Waschstraße des Heiligen Geistes", erklärt ein junger Prediger von der Bühne aus. Hier könne man für sich beten lassen. "Wenn Ihr da durch geht, könnt ihr euch vom Heiligen Geist reinigen lassen."

In der Schlange bei den Betern

"Das Freakstock ist für mich jedes Mal wie Urlaub", schwärmt die 29-jährige Doreen aus Thüringen, die ganz vorne in der Schlange bei den Betern ansteht. Die Verbindung mit Gott sei ihr wichtig, aber auch die rockige Musik mag sie, erklärt sie den Reiz des Festivals. Auch Johannes aus Berlin ist seit 2003 regelmäßiger "Freakstock"-Besucher. "Der Gottesdienst und der Lobpreis hat richtig gerockt", strahlt der 26-jährige Informatiker mit den dunkelblonden Rasta-Locken. Die Teilnehmer des Festivals kommen aus dem gesamten Bundesgebiet, aber auch aus Neuseeland und Tschechien sind einige Besucher angereist.

Doch nicht nur die jungen Gäste fühlen sich hier wohl. "Ich bin sehr glücklich", strahlt auch der koptische Bischof Damian, der das Gelände zur Verfügung stellt. Von einem der "Beter" lässt sich der Geistliche mit seinem langen grauen Bart ein Fläschchen mit Öl geben und segnet die umstehenden jungen Leute, indem er ihnen das Öl auf die Stirn und auf beide Arme tupft. "Ich habe ihnen gezeigt, wie wir Kopten segnen", erklärt der Bischof der aus Ägypten stammenden Kirche. Damian hält auf dem Festival auch Gottesdienste und informiert in Seminaren über die koptische Kirche. "Der koptische Bischof ist total cool", hört man denn auch einige Jugendliche schwärmen.

Tagsüber Seminare, abends Musik

Unter dem Motto "Kurs auf Jesus" stehen bis Sonntag noch mehr als 50 Bands, DJs und Einzelkünstler auf dem Programm. Tagsüber werden Seminare über Glaubensthemen angeboten. Das "Freakstock" ist im dritten Jahr im nordrhein-westfälischen Borgentreich zu Gast, davor wurde es lange Jahre im thüringischen Gotha gefeiert. Die "Jesus Freaks" entwickelten sich aus der charismatischen "Jesus-People-Bewegung", die in den 60er und 70er Jahren in den USA populär wurde. In Deutschland kamen Anfang der 90er Jahre die ersten "Jesus Freaks" im Hamburger Schanzenviertel zusammen.

"Das Spektrum der Besucher ist so breit gefächert, das sind schon lange nicht mehr nur Punks oder Heavy-Metal-Freaks", erzählt "Freakstock"-Sprecher Martin Hünerhoff. Das fünftägige Festival sei offen für alle Glaubensrichtungen und Kirchen. "Wir treffen uns hier, weil uns Jesus wichtig ist", erklärt er. Das schaffe diese wundersame Gemeinschaft.

epd