"Tatort: Liebe macht blind", 12. August, 21.45 Uhr im Ersten
Weil der unvermeidliche Tote, mit dem der Krimi selbstredend beginnt, ein geradezu notorischer Freund dieser Form der Beziehungsanbahnung war, liegt es für die Berliner Kommissare Ritter (Dominik Raacke) und Stark (Boris Aljinovic) nahe, sich in der Szene zu tummeln.
Rittermacht sich an die Mode-Designerin ran
Vor allem Ritter nutzt die Gelegenheit, sich an eine junge Mode-Designerin (Elena Uhlig) ranzumachen. Allerdings steht die Dame in dringenden Tatverdacht, denn sie war mit dem toten Anwalt liiert und hat ziemlich unverblümte Drohungen auf seinem Anrufbeantworter hinterlassen. Außerdem macht sie sich umgehend aus dem Staub, als Ritters Tarnung auffliegt. Kollege Stark wiederum schmachtet ein wenig eine hübsche Anwältin (Aglaia Szyszkowitz) an. Auch sie hatte eine Liaison mit dem Opfer. Beide waren in einen Fall von Steuerhinterziehung verwickelt; allerdings konnte ihnen nichts nachgewiesen werden. Und dann gibt es noch einen Anwaltsgehilfen, dessen stille Zuneigung zu seiner Chefin nicht zu übersehen ist.
Weil die fiskalische Verstrickung als Motiv zwangsläufig ungleich komplexer wäre als ein schlichter Mord aus Eifersucht, konzentriert sich der Film (Drehbuch: Stefan Rogall, Regie: Peter Fratzscher) auf die zweite Ebene; zumal man ja auf diese Weise die Gelegenheit hat, besagten Anschauungsunterricht zu geben. Natürlich ist der Krimi mit dem verräterischen Titel "Liebe macht blind" nicht der erste Film, der sich des Themas annimmt. Etwas ungelenk wirken zudem die Zwischenspiele mit einem Radiomoderator (Jörg Thadeusz), dessen melancholische "Lonely Hearts"-Sendung das Ensemble vermutlich endgültig zum Club der einsamen Herzen zusammenschweißen soll. Trotzdem sehenswert.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).