Das Grundrecht auf Wasser: Für viele nur ein Traum
Seit einem Jahr gilt der Zugang zu sauberem Trinkwasser als Menschenrecht. Doch Millionen Menschen in Afrika leiden weiter unter Dürre und Wassermangel. Aber es gibt auch Vorsorgeprojekte, die durch Dürreperioden helfen.
26.07.2011
Von Eva Krafczyk

Wenn Amos Ntari von der Hungerkatastrophe am Horn von Afrika hört, erinnert sich der junge Mann vom Volk der Massai nur zu genau an Hunger und Dürre in seinem eigenen Dorf im Bezirk Kajado nahe der tansanischen Grenze vor zwei Jahren. Die meisten Familien hatten damals ihr gesamtes Vieh verloren - und damit die Grundlage ihres Wohlstands. An Hunger war zwar kein Mitglied der Dorfgemeinschaft gestorben, aber der Mangel an Wasser hatte die gesamten Lebensgrundlagen zerstört.

Der Mangel an Wasser, vor allem sauberem Wasser, ist aber nicht nur im Massai-Dorf Maparasha ein Problem.

Weltweit haben fast 900 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser. Jedes Jahr sterben fast zwei Millionen Menschen an Durchfallerkrankungen, Cholera und anderen Krankheiten, die durch verunreinigtes Wasser ausgelöst wurden. Die meisten von ihnen sind Kinder, vor allem in Afrika. Durchschnittlich stirbt alle dreieinhalb Sekunden irgendwo auf der Welt ein Kind, weil es keinen Zugang zu sauberem Wasser hatte.

 Die Vereinten Nationen haben auf Antrag Boliviens das Recht auf sauberes Wasser vor einem Jahr (28. Juli) in die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte aufgenommen. "Durchfall ist die zweithäufigste Todesursache bei Kindern. Durch schmutziges Wasser sterben mehr Menschen als an Aids, Malaria und Masern zusammen", betonte damals Boliviens UN-Botschafter Pablo Solon.

Vorsorgeprojekte helfen durch Dürreperioden

Doch verbindlich im Sinne internationalen Rechts ist das Grundrecht nicht - und für Millionen Menschen bleibt sauberes Wasser ein Traum. Nicht so in Maparasha, wo mehr als 800 Massai als Halbnomaden leben. Häufig wiederkehrende Dürre ist seit langem ein Problem in der Region. Der Klimawandel macht sich gerade in Afrika dramatisch bemerkbar. Die traditionellen Zyklen von Regen- und Trockenzeit sind unterbrochen, immer länger und immer öfter bleibt der Regen aus, auf den Bauern wie Nomaden gleichermaßen angewiesen sind.

Die natürlichen Felsenbecken in den Bergen rund um Maparasha werden im Rahmen eines Dürre-Vorsorgeprojekts der Welthungerhilfe als Regenauffangbecken genutzt. Über Leitungen wird das Regenwasser in Tanks geleitet, die mittlerweile 6500 Kubikmeter Wasser aufnehmen können - genug, um den Massai-Familien durch die Dürreperiode zu helfen. Derzeit wird an einem vierten Tank gebaut. "Nach unseren Schätzungen können pro Jahr 9000 Kubikmeter Wasser "geerntet" werden", erklärt Wasserspezialistin Catherine Wanjiru. "Die Möglichkeiten sind also immer noch nicht ausgeschöpft."

Ein Regentag kann Wasser für einen Monat spenden

Das Wasser, das die Familien von Maparasha nicht selbst brauchen, wird an Nachbardörfer verkauft. "Am Anfang waren die Menschen hier skeptisch, ob das funktioniert", sagt Projektmanager Jackson Nabaala, der selbst Massai ist. "Nach dem ersten Regen liefen alle auf den Berg, um zu beobachten, wie der Tank voll lief." Angesichts der Intensität tropischer Regenfälle reicht ein Regentag, um einen der Tanks zu füllen - das bedeutet Wasser für etwa einen Monat.

Inzwischen werden dank des regelmäßig vorhandenen Wassers Gemüsegärten angelegt - für die Frauen des Dorfes ebenso wie die Bienenzucht eine zusätzliche Einnahmequelle und die Grundlage für eine bessere Ernährung der Familien. "Wir können Dürre nun besser überleben", sagt Amos Ntari zufrieden. "Aber viele andere Dörfer in Massailand leiden weiter, wenn der Regen ausbleibt."

dpa