"Focus"-Chefredakteur Wolfram Weimer geht
Wolfram Weimer wollte dem "Focus" einen neuen Dreiklang verpassen. Statt um "Fakten, Fakten, Fakten" werde es künftig um "Relevanz, Relevanz, Relevanz" gehen, sagte der Chefredakteur zum Amtsantritt. Nur zwölf Monate später tritt Weimer wieder ab. Obwohl er Erfolg hatte.

Der Journalist wolle sich wieder neuen Projekten zuwenden können, teilte der Burda-Verlag am Dienstag in München mit. Allerdings werde Weimer das Unternehmen weiterhin beraten und vor allem die strategische Allianz mit dem Wirtschaftsmagazin "Economist" ausbauen. Künftig werde Co-Chefredakteur Uli Baur (55) das Blatt alleine führen. Weimer hatte erst vor einem Jahr die Nachfolge von Helmut Markwort als Chefredakteur neben Baur angetreten. Weimer wollte dem Magazin ein neues Image verpassen und den Umbau des "Spiegel"-Konkurrenten weiter vorantreiben.

Zu seinem Amtsantritt hatte Weimer angekündigt, es werde einen Prozess der kontinuierlichen Veränderung geben. Statt "Fakten, Fakten, Fakten" müsse es künftig "Relevanz, Relevanz, Relevanz" heißen, sagte Weimer damals - und hatte damit durchaus auch Erfolg. "Dieser Kurs führte zu einer klaren Positionierung im Werbemarkt und zu drei Quartalen mit teilweise deutlich wachsendem Einzelverkauf gegen den Trend der Marktentwicklung", heißt es in der Burda-Mitteilung vom Dienstag.

Weimer wollte mehr Politik

Medienberichten zufolge war die Zusammenarbeit mit Uli Baur allerdings weniger von Erfolg gekrönt. Weimer soll sich mit seinem Co-Chef, der bereits mit dem heutigen "Focus"-Herausgeber Markwort zusammen an der Spitze der Redaktion stand, einen regelrechten Machtkampf um die Ausrichtung des Hefts geliefert haben.

Branchenkreisen zufolge gab es Streit um den Kurs Weimers, den "Focus" stärker zu einem Politikmagazin zu machen. Der Rückhalt in der Redaktion sei nach einigen Entscheidungen Weimers geschrumpft, nachdem einige Titelgeschichten am Kiosk durchgefallen waren. Auch Markwort soll Medienberichten zufolge mit der Ausrichtung des "Focus" unzufrieden gewesen sein - und habe vor allem Baur gestützt.

dpa