Bahn kauft für mehr als eine Milliarde Euro Ökostrom
Die Bahn macht ernst: Mehr als eine Milliarde Euro will der Konzern in den nächsten Jahren für Ökostrom aus Wasserkraft ausgeben. Umweltschützern ist das jedoch zu wenig - denn die Bahn ist mit jährlich 10,3 Milliarden Kilowattstunden der größte deutsche Stromverbraucher. In Zukunft werden davon 28 Prozent durch umweltfreundlichen Strom abgedeckt.

Nach der schwarz-gelben Energiewende macht die Deutsche Bahn einen großen Schritt, um mehr Ökoenergie zu nutzen. Der Staatskonzern bezieht in den nächsten Jahren für insgesamt rund 1,3 Milliarden Euro umweltfreundlichen Strom aus Wasserkraft vom Energiekonzern RWE. Einen entsprechenden Vertrag unterzeichneten die Bahn und der Stromriese am Montag in Frankfurt. Umweltschützer kritisierten, dass die Bahn dennoch an Atom- und Kohlekraft festhalte.

Bahnchef Rüdiger Grube sprach von einem "Meilenstein in Sachen klimaneutraler und umweltfreundlicher Bahn." Die Bahn decke damit künftig 28 Prozent ihres Strombedarfs aus erneuerbaren Energien. Bisher sind es knapp 20 Prozent. RWE wird die Bahn von 2014 bis 2028 mit jährlich rund 900 Millionen Kilowattstunden Strom aus Wasserkraft versorgen. Die Strommenge, die 14 Kraftwerke an Mosel, Saar, Rhein, Ruhr und Rur liefern sollen, reicht der Bahn zufolge aus, um rund ein Drittel der Fernverkehrszüge ein Jahr lang zu betreiben. RWE will die Erlöse aus dem Deal in den Aufbau der erneuerbaren Energien stecken, wie Vorstandschef Jürgen Großmann sagte.

Größter deutsche Stromverbraucher

Die Bahn ist mit jährlich 10,3 Milliarden Kilowattstunden der größte deutsche Stromverbraucher. Bis 2020 will der Verkehrskonzern bis zu 35 Prozent seines Strombedarfs aus erneuerbaren Energien decken. Bereits vor der Energiewende hatte die Bahn angekündigt, bis 2020 mindestens 30 Prozent des Bedarfs aus grünem Strom decken zu wollen. Langfristig - bis 2050 - soll komplett auf regenerative Energien umgestellt werden. Mit dem RWE-Deal "kommen wir unserer Vision ein ganzes Stück näher", sagte Grube.

Derzeit deckt die Bahn 49 Prozent ihres Strombedarfs aus Braun- und Steinkohle. Der Anteil des Atomstroms sinkt durch die Stilllegung des Kernkraftwerkes Neckarwestheim I von 22 auf 14 Prozent. Die Bahn ist mit unter einem Prozent an dem Kraftwerk beteiligt. "Auf die Stilllegung waren wir vorbereitet", sagte der Bahnchef.Mit Sorge betrachtet Grube nach eigenen Angaben dagegen die Hängepartie um das umstrittene Kohlekraftwerk Datteln 4 in Nordrhein-Westfalen. Ein Teil des Stromes, den RWE-Konkurrent Eon an die Bahn liefert, stammt aus Datteln. Ein Gericht hat den Bebauungsplan für den neuen Kraftwerksblock gestoppt.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisierte, dass die Bahn weiter auf Atomstrom und neue Kohlekraftwerke setzen wolle. "Wenn die Bahn als größter Stromkunde Deutschlands es ernst meint mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien, muss sie direkt in den Bau neuer Anlagen investieren, zum Beispiel in Windkraft", forderte Energieexperte Andree Böhling in Hamburg.

dpa