Ernst Elitz: Pionier des interaktiven Fernsehens
Er gründete das Deutschlandradio und führte den "Teledialog" ein: Ernst Elitz hat den öffentlich-rechtlichen Rundfunk geprägt. Einer seiner beruflichen Höhepunkte: Die deutsche Wiedervereinigung - er moderierte für die ARD live den Festakt zum 3. Oktober 1990 aus dem Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Jetzt wird der Journalist 70 Jahre alt.

Er lebt nach dem Prinzip, sich immer für das Neue zu interessieren, "denn das Alte kennt man ja schon, und neugierig war ich schon immer": Ernst Elitz, der an diesem Sonntag (24. Juli) 70 Jahre alt wird, hat nicht nur als Journalist bei der ARD, beim ZDF und "Spiegel" Geschichte begleitet und miterlebt - er hat auch als Gründungsintendant des Deutschlandradios nach der Wiedervereinigung selber Rundfunkgeschichte geschrieben. "Das war schon eine einmalige Sache, wir mussten Ost und West zusammenbringen, im Personalbereich und bei den Hörern", wozu der Rundfunk im amerikanischen Sektor (RIAS) in West-Berlin und der Deutschlandsender Kultur der DDR gehörten.

"Da gab es auch medienpolitische Widerstände zu überwinden, denn es gab Leute, die den neuen nationalen Hörfunk als Konkurrenz nicht besonders liebten, in den Ländern zum Beispiel, vor allem in den südlichen», erinnert sich Elitz. Der Kampf um UKW-Frequenzen begann. Elitz reiste von Bundesland zu Bundesland. So wurde aus dem Journalisten ein "medienpolitischer Manager", was ihm aber auch Freude machte: "Ich konnte damit auch gestalten."

Der Mitbegründer von Polit-Talks

Angefangen hatte alles nach dem Studium an der Freien Universität Berlin (FU) in der Hauptabteilung "Kulturelles Wort" 1966 beim RIAS. Bald arbeitete Elitz auch für Zeitungen und Zeitschriften, für das SPD-Blatt "Vorwärts" beobachtete er die Studentenrebellion der 68er. In den 1970er Jahren kam er zum ZDF, wo er ab 1983 das "heute-journal" moderierte. Beim Magazin "Kennzeichen D" nahm er das getrennte Deutschland ins journalistische Visier. "In der DDR war das eine Kultsendung, weil die Menschen dort spürten, dass wir mit gleichen Maßstäben gemessen haben, denn es ging uns nicht darum, den Westen besonders schön zu zeichnen."

In den 80er Jahren wechselte er zum Süddeutschen Rundfunk und wurde mit der lange Jahre von Emil Obermann geleiteten Diskussionssendung "Pro & Contra" zu einem Pionier des interaktiven Fernsehens. "Teledialog" nannten sich die Zuschauerbefragungen zu strittigen Themen. "Damit waren wir aber der Zeit noch etwas voraus, die Rundfunkräte schafften das erstmal wieder ab. Es war den Herrschaften doch etwas unheimlich, dass da plötzlich zehntausende Menschen anriefen und ihre Meinung sagten. Das war einfach noch nicht im Trend der Zeit. Umso schöner ist es zu sehen, dass das heute selbstverständlich ist."

Die Wiedervereinigung war für den am Prenzlauer Berg geborenen Berliner nicht nur ein emotionales Erlebnis, sondern auch ein beruflicher Höhepunkt - er moderierte für die ARD live den Festakt zum 3. Oktober 1990 aus dem Konzerthaus am Gendarmenmarkt. "Das sind Sternstunden der Geschichte, die ich in meinem Beruf miterleben durfte. Da merkt man, dass Journalismus auch Zeitgeschichte sein kann, an der man in der ersten oder zweiten Reihe teilhaben darf, um das unglaubliche Geschehen den anderen Menschen lebendig zu vermitteln."

"Generation Podcast": zeitunabhänig und selbstbestimmt

Dazu gehörte dann auch der Auftrag, das Deutschlandradio als nationalen Hörfunksender aufzubauen. Die Widerstände hätten er und alle Mitarbeiter nur überwinden können, «weil wir mit der Qualität unserer Arbeit überzeugen konnten». Das sprach sich auch bei jüngeren Hörern herum.

"Es ist uns gelungen, den Altersdurchschnitt beider Sender zu senken. In der ARD liegt er etwa bei 60 plus, beim Deutschlandfunk bei 54 und beim Deutschlandradio Kultur sogar bei 46 Jahren. Es sind die jüngsten Programme im Kultur- und Informationsbereich, und das national." Heute greife die "Generation Podcast" mit Hilfe der Mediatheken der Hörfunksender "zeitunabhängig und selbstbestimmt» im Internet nach den Programmangeboten der Sender. Dazu gehört auch Dradio Wissen, das Elitz noch in seiner Intendanten-Zeit, die 2009 endete, auf den Weg gebracht hat.
 

dpa