Die Löhne von Geringverdienern sinken
Trotz Wirtschaftswachstums sind die realen Nettolöhne von Geringverdienern einem Zeitungsbericht zufolge seit der Jahrtausendwende stark gesunken.

Die realen Nettolöhne von Geringverdienern sind einem Zeitungsbericht zufolge seit der Jahrtausendwende stark gesunken. Bei Beschäftigten in den unteren Einkommensgruppen betrugen die Einbußen 16 bis 22 Prozent, wie die "Berliner Zeitung" (Dienstagsausgabe) unter Berufung auf eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) meldete.

Das DIW wertete den Angaben zufolge neue Umfrageergebnisse des sozioökonomischen Panels (SOEP) aus. Demnach sanken zwischen 2000 und 2010 die Nettoeinkommen im Durchschnitt aller Beschäftigten preisbereinigt um 2,5 Prozent.

"Die Wirtschaft ist seit der Jahrtausendwende ordentlich gewachsen. Die Gewinne und Vermögenseinkommen sind insgesamt sogar kräftig gestiegen", sagte DIW-Verteilungsforscher Markus Grabka der Zeitung. "Doch bei den meisten Erwerbstätigen ist von dem Wirtschaftswachstum nichts angekommen."

"Es gibt Möglichkeiten, die Löhne zu stabilisieren"

Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger warf der Bundesregierung Untätigkeit vor. "Es gibt Möglichkeiten, die Löhne zu stabilisieren. Doch die Politik interessiert sich nicht dafür", sagte er der Zeitung. Bofinger plädierte dafür, Arbeitnehmer bei den Sozialabgaben zu entlasten. Derzeit müssten Arbeitnehmer in die gesetzliche Krankenversicherung einen höheren Beitrag zahlen als Arbeitgeber. Künftig sollten beide Seiten wieder jeweils die Hälfte übernehmen.

Das Forschungsinstitut der Bundesagentur für Arbeit sprach sich für einen Mindestlohn aus. Im Niedriglohnsektor gebe es inzwischen Auswüchse, "die man beschäftigungspolitisch nicht rechtfertigen kann", erklärte der Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Joachim Möller.

epd