"Schaumküsse", 22. Juli, 20.15 Uhr im Ersten
Früher nannte man sie ganz unschuldig Negerkuss oder Mohrenkopf, aber weil das politisch nicht korrekt ist, heißen sie heute Schoko- oder Schaumküsse; immerhin kürzer als "mit Eischnee gefüllte Schokoladenhohlraumkörper". Diese Süßwaren jedenfalls vertilgt Lilly, die Hauptfigur dieser Geschichte, immer dann, wenn ihr die Dinge über den Kopf wachsen; zumindest in dieser Hinsicht ist Christine Neubauer, die ja schon mit ihrem "Moppel-Ich" kokettierte, eine durchaus passende Besetzung.
Mit Oliver Bootz und Bernhard Bettermann
Lilly muss gerade ganz viele Schokoküsse verzehren; dabei ist sie eigentlich bloß schwanger. Aber Freund Christian (Oliver Bootz) schätzt sein Leben ohne Kinder über alle Maßen, zumal er als Sportreporter jetzt auch noch über die Formel 1 berichten darf und ständig unterwegs sein wird. Lilly zieht die Konsequenzen und aus der gemeinsamen neuen Traumwohnung aus. Ihr neuer Vermieter entpuppt sich zwar ausgerechnet als der Typ, dessen bestes Stück (einen alten englischen Sportwagen) sie angebumst hat, aber rasch zeigt sich, dass Ulli König (Bernhard Bettermann) ein richtig netter Kerl ist; und Kinder mag er auch.
Die Romanvorlage stammt von der früheren RTL-Moderatorin Bärbel Schäfer (gemeinsam mit Susanne Luerweg) und legt gerade der Heldin viele hübsche Dialoge in den Mund. Die Handlung ist überschaubar, aber für eine Verfilmung ist das ja eine eher gute Grundlage. Das Drehbuch (Mathias Klaschka) erzählt die Geschichte zudem sehr episodisch. Trotz kann man nicht gerade behaupten, dass der Film nur aus Höhepunkten besteht; der Spannungsgehalt bewegt sich im Gegenteil auf einem gleichbleibenden Niveau. Unterhaltsam ist es trotzdem, wenn Lilly angesichts der früher souverän gemeisterten Herausforderungen des Alltags immer wieder in Panik gerät. Zum Glück bewahrt Pablo (Oscar Ortega Sánchez), ihr Freund und Kompagnon beim Catering-Service "Herzhaft de luxe", Ruhe und Überblick und hilft ihr immer wieder aus der Patsche.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).