"Die deutschen Bischöfe müssen hören, was die Anliegen des Volkes sind", sagte der Leiter des weltweit tätigen Ordens der Nachrichtenagentur dpa in Hannover. "Sie müssen ein Bild aufnehmen von der Kirche und das durchaus dem Heiligen Vater unterbreiten." Wichtig sei, dass die kirchlichen Autoritäten in die Reformdiskussionen einbezogen würden und die Anliegen an höherer Stelle verträten. "Ich weiß nicht, ob sie den nötigen Mut haben", sagte Wolf. "Man macht sich damit bei vatikanischen Behörden nicht immer sehr beliebt."
Auftakt für den Reformdialog katholischer Bischöfe und Laien war vor rund einer Woche ein Treffen in Mannheim. Das Dialogforum wurde im vergangenen Jahr auf der Herbst-Vollversammlung der Bischofskonferenz beschlossen, auch als Reaktion auf den Missbrauchsskandal und den Mitgliederschwund. Es ist auf fünf Jahre angelegt.
"Unter dem jetzigen Papst wird es eine Frauenordination nicht geben"
Wolf warnte vor zu hohen Erwartungen an die Gespräche, etwa in Fragen der Frauenordination oder des Priesterzölibats. "Es werden Erwartungen an den Papst gestellt, die er nicht erfüllen kann." Wichtige Weichenstellungen könne der Papst nicht im Alleingang treffen, für eine Berufung von Frauen ins Priesteramt etwa mangele es schlicht an Rückhalt in Rom. "Unter dem jetzigen Papst wird es eine Frauenordination nicht geben, auch wenn Deutschland noch so schreit", sagte der oberste Repräsentant der Benediktiner.
In der Kirche müsse man auch Widersprüche aushalten und mit anderen Meinungen leben können, meinte Wolf. "Ich muss auch mit Spannungen leben können." Nicht alle Konflikte ließen sich einvernehmlich aus der Welt räumen. "Wichtig ist, auf den Menschen zu horchen, Zeit zu haben für den Menschen und mitzufühlen mit Menschen, die in Not sind."
Der aus Bayern stammende Ordenspriester Wolf steht seit dem Jahr 2000 an der Spitze des Ordens mit seinen knapp 25.000 Mönchen und Nonnen.