"Nach mehr als 30 Jahren kommen Menschenrechte und Rechtssprechung doch noch zum Zug", sagte die Schwester der Ermordeten, Eva Teufel (67), am Freitag in einem epd-Gespräch. Am Donnerstag waren in einem Sammelprozess zum Folterlager "El Vesubio" in Buenos Aires zwei ehemalige Offiziere zu lebenslänglich und fünf Gefängniswärter zu etwa 20 Jahren Haft verurteilt worden.
Die Ärztin Eva Teufel ist vier Jahre älter als Elisabeth Käsemann, die zu Beginn der Militärdiktatur (1976-1983) in Argentinien war. Ihr Vater war der 1998 verstorbene Tübinger Theologe Ernst Käsemann. Noch vor wenigen Jahren habe sie es nicht für möglich gehalten, dass jemals ein Urteil zum Fall ihrer Schwester ergehen würde, sagte Teufel. Dabei gab es im Unterschied zu anderen Diktatur-Opfern in Argentinien Zeugen, die Käsemann in dem Folterlager gesehen hatten. Auch wurde ihre Leiche gefunden, überführt und in Tübingen obduziert.
"Meine Schwester bleibt ermordet und tot"
Schüsse in Genick und Rücken aus nächster Nähe, befanden damals die deutschen Gerichtsmediziner. "Es war eindeutig Mord", sagte Teufel. "Daran bestand kein Zweifel." Nach dem Urteil empfinde sie allerdings keine Genugtuung. Einen Schlussstrich unter das Geschehene zu setzen, kann sie sich nicht vorstellen. "Ich denke, abschließen, das wird nicht gehen", betonte die Ärztin. "Meine Schwester bleibt ermordet und tot." Das Urteil mache aber Mut, weiter international für Wahrheit und Gerechtigkeit zu kämpfen.
Teufel dankte im Namen der Angehörigen den Menschenrechtlern, Juristen, kirchlichen Organisationen und Privatleuten, die sich jahrzehntelang in einer "Koalition gegen Straflosigkeit" für die Aufarbeitung des Verbrechens, in Deutschland und Argentinien, einsetzten. Damit sei Elisabeth Käsemann und ihre Ermordung vor dem Vergessen bewahrt worden. Gegen "die Lüge des Verschwindens" hätten die Engagierten "Spuren des Lebens" zu Tage gefördert.