TV-Tipp: "Jagd nach dem Schatz der Nibelungen" (RTL)
Es ist schon seltsam, dass Genre-Produktionen hierzulande nur noch im Fernsehen möglich sind. Dabei hätte Ralf Huettners kurzweilige Schnitzeljagd fraglos Kinopotenzial: Die Suche nach dem Schatz der Nibelungen ist ein kurzweiliger Abenteuerfilm von einigem Aufwand.
15.07.2011
Von Tilmann P. Gangloff

"Jagd nach dem Schatz der Nibelungen" , 16. Juli, 20.15 Uhr auf RTL

Der Titel erzählt bereits die ganze Geschichte. Allerdings hat Autor Derek Meister die klassische Sage um ein entscheidendes Detail erweitert: Kein Geringerer als Karl der Große hat den Schatz vor 1200 Jahren gefunden. Fachleute datieren die frühesten Quellen der Sage zwar fürs 13. Jahrhundert, doch erstens scheint sich Meisters Drehbuch ohnehin eher an den verschiedenen Verfilmungen des Stoffes zu orientieren, und zweitens: it’s only a movie. Deshalb hat man ja auch den Hans-Zimmer-Schüler Klaus Badelt ("Fluch der Karibik") verpflichtet, damit er einen krachenden Hollywood-Soundtrack komponiert.

Rätselkette führt zum Schatz

Kaiser Karl hat den Schatz jedoch wieder versteckt, weil er bloß Zwietracht säte, hinterließ aber eine Rätselkette, auf dass ein Weiserer als er selbst dereinst den Reichtum finden möge; und jetzt geht die Handlung erst richtig los. Nach dem Tod seiner Frau hat Schatzsucher Eik Meiers (Benjamin Sadler) eigentlich allem Tand abgeschworen; einzig ein Amulett erinnert noch an die frühere Leidenschaft. Dann aber packt ihn das Fieber erneut, als sich herausstellt, dass just dieses Amulett die erste von vier Lösungen ist. Gemeinsam mit einer Archäologin (Bettina Zimmermann) und seinem Kumpel Justus (Fabian Busch) knackt er auch die anderen Rätsel, wobei sich das Trio einen Wettlauf mit den Schergen des Bösen liefert: Der schwerreiche Brenner (Hark Bohm) ist todkrank und hofft, das Drachenblut werde ihn unsterblich machen.

Entscheidenden Anteil an der Kurzweiligkeit des Films haben die Rätsel, deren Lösungen die Schatzjäger in immer wieder neue gruselige Katakomben und Felshöhlen führen. Schauplätze sind unter anderem die Kreidefelsen auf Rügen, der Kölner Dom, die imposanten Externsteine im Teutoburger Wald und schließlich Schloss Neuschwanstein. Schade nur, dass man kaum Zeit hat, die Plausibilität der Lösungen zu würdigen. Andererseits sprengt der Film mit einer Länge von netto knapp zwei Stunden ohnehin jede TV-Movie-Konvention, während er als Zweiteiler garantiert diverse Längen gehabt hätte. Wer das Genre mag, wird jede Minute genießen. Morgen schickt RTL die Schatzsucher auf die "Jagd nach der Heiligen Lanze".


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).