Trauer um Medienmogul Leo Kirch
Vertreter aus Politik und Medien haben die Verdienste des am Donnerstag verstorbenen Medienunternehmers Leo Kirch gewürdigt. Der 84-Jährige starb nach langer Krankheit in München.

Er galt als einer der Pioniere des deutschen Privatfernsehens und zählte in den 90er Jahren zu den einflussreichsten Medienmanagern in Deutschland. Kirchs Angehörige teilten mit, der Unternehmer sei friedlich im Kreise der Familie gestorben.

Kohl: "Ein großer Mann, ein großer Deutscher"

Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl schrieb in einem Nachruf in der "Bild"-Zeitung (Freitag): "Er war ein wagemutiger Unternehmer, er hat bis heute unerreichte Maßstäbe gesetzt." Der 81 Jahre alte Ex-Kanzler und Kirch waren persönlich befreundet. Einen seiner wenigen öffentlichen Auftritte hatte Kirch im Mai 2008 als Trauzeuge bei der zweiten Hochzeit Kohls. "Ich habe, wir haben einen wirklichen Freund verloren - einen, der einfach und immer da war, in guten Zeiten, aber auch in schwierigen Zeiten, wenn es mir, wenn es uns einmal nicht so gut ging", schrieb Kohl.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) erklärte, Kirch habe als "herausragender Medienunternehmer und Visionär die deutsche Film- und Fernsehlandschaft nachhaltig geprägt". Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) nannte Kirch eine "prägende Persönlichkeit der Medienentwicklung am Ende des letzten Jahrhunderts".

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) bezeichnete Kirch als einen mutigen Unternehmer mit Visionen, der viele Entwicklungen in den Medien angestoßen habe. "Die Lebensleistung und Selbstdisziplin von Leo Kirch erfüllen uns alle, Freunde und Kritiker, mit Respekt." Kirch sei vom Filmhändler zum Motor des privaten Rundfunks in Deutschland geworden.

Neustart nach der Insolvenz

Zu Kirchs Konzern gehörten frei empfangbare Privatsender wie ProSieben, Sat.1, N24 und DSF, der Bezahlsender Premiere und verschiedene Produktionsunternehmen. Zudem lagerten im Fundus von Kirchs Filmvertreib bis zu 15.000 Spielfilme und weiteres Fernsehmaterial für rund 50.000 Sendestunden. Zeitweise stammte jeder zweite im deutschen Fernsehen ausgestrahlte Film aus seinem Archiv. Für Kirch arbeiteten bis zu 10.000 Menschen.

Im Jahr 2002 ging die Kirch-Gruppe in die Insolvenz. Kirch verklagte die Deutsche Bank wegen der Pleite auf Schadenersatz in Milliardenhöhe. Der damalige Bank-Chef Rolf Breuer hatte Kirchs Kreditwürdigkeit öffentlich angezweifelt. Bis heute liegt noch kein rechtskräftiges Urteil zu den konkreten Zahlungsklagen vor, allerdings wurden in erster Instanz schon mehrere Klagen abgewiesen.

2007 kehrte Kirch mit einer Beteiligung an der EM.Sport Media, der heutigen Constantin Medien AG, zurück auf die Medienbühne. Der an der Zuckerkrankheit leidende Kirch lebte zurückgezogen in München mit seiner Frau Ruth. Er hinterlässt einen Sohn.

"Ein Visionär und Mann der ersten Stunde"

Der Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) erklärte, "ohne den unternehmerischen Weitblick und den Mut von Leo Kirch wäre der erfolgreiche Start und der Aufbau des privaten Fernsehens 1984 in Deutschland nicht möglich gewesen". Nach den Worten des Präsidenten der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, Wolf-Dieter Ring, zeichnete sich Kirch stets durch mutige Entscheidungen aus. Er habe mit hoher Innovationskraft immer vorausschauend im Medienmarkt gewirkt.

Die ARD-Vorsitzende Monika Piel würdigte Kirch als "Visionär" und "Mann der ersten Stunde, der die deutsche Medienlandschaft nachhaltig geprägt hat". Der Intendant des Bayerischen Rundfunks, Ulrich Wilhelm, sagte, Deutschland verliere "einen großen, äußerst mutigen" und für den Medienstandort prägenden Unternehmer.

epd