In Ostafrika sind infolge der schwersten Dürre seit 60 Jahren zehn bis zwölf Millionen Menschen von Hunger bedroht. Im Bürgerkriegsland Somalia, das seit zwei Jahrzehnten ohne Zentralregierung ist, ist die Not am schlimmsten.
In Somalia litten mehr als 500.000 Kinder an schwerer Mangelernährung, erklärte UNICEF. In einigen Regionen sei es jedes dritte Kind. Einige Gebiete Südsomalias sind für ausländische Hilfe bisher nicht zugänglich, weil sie unter Kontrolle der radikal-islamischen Al-Schabaab-Miliz stehen.
Hunger in Ostafrika
Die Machthaber hatte Ende 2009 ausländische Hilfswerke ausgewiesen und bedroht. Inzwischen zeichnet sich eine andere Haltung der Machthaber ab. UNICEF flog fünf Tonnen spezielle Babynahrung und Wasserreinigungsmittel in die Stadt Baidoa. Dort habe das UN-Kinderhilfswerk mit einheimischen Helfern schon bisher arbeiten können, sagte UNICEF-Sprecher Rudi Tarneden in Köln.
Das besonders nährstoffreiche Milchpulver und die Erdnusspaste für unterernährte Babys sind offenbar als Kriegsbeute nicht begehrt. "Wir machen die Erfahrung, dass therapeutische Babynahrung in Konflikten nicht so leicht missbraucht werden kann wie andere Hilfsgüter", sagte Tarneden. Um die Hilfe ausweiten zu können, brauche UNICEF aber feste Zusagen für die Sicherheit der Mitarbeiter, unbeschränkten Zugang zu Bedürftigen sowie eine sichere und gerechte Verteilung der Hilfsgüter.
UNICEF reagiert zurückhaltend auf den Vorschlag, Lebensmittelpakete von Flugzeugen in den unzugänglichen Dürregebieten abzuwerfen. Das könne nur das letzte Mittel sein, sagte Tarneden. Auch dann sei am Boden eine Organisation notwendig, die dafür sorge, dass Getreide und Öl auch wirklich bei den Hungernden ankomme.
Der Leiter der Hilfsorganisation Grünhelme, Rupert Neudeck, hatte sich für eine schnelle Luftoperation zur Rettung von Hungernden ausgesprochen. "Man muss Nahrungsmittel über dem Süden von Somalia abwerfen, da tobt ganz offenbar diese Dürre", sagte er im Deutschlandfunk.
Streit über Flüchtlinge in Kenia
Das Nachbarland Kenia streitet derweil über den Umgang mit den Flüchtlingen aus Somalia. Premierminister Raila Odinga kündigte am Donnerstag einen Besuch in den drei Flüchtlingslagern in Dadaab an, wo sich mehr als 380.000 Somalier zusammendrängen. Die Vereinten Nationen und Hilfswerke appellieren seit Tagen an die kenianische Regierung, die Eröffnung eines weiteren Lagers im Nordosten des Landes zu erlauben.
Nach UN-Angaben erreichen täglich rund 1.300 Flüchtlinge aus Somalia die jetzt schon drastisch überfüllten Lager in Kenia, die für 90.000 Menschen errichtet wurden. Bisher lehnt die kenianische Regierung aber die Eröffnung eines weiteren Camps ab.
Als Gründe werden Kosten und Sicherheitsprobleme genannt. Unter den Flüchtlingen in Dadaab sollen sich auch Kämpfer der Al Schabaab befinden.
Flüchtlinge, die keine Aufnahme mehr in den Lagern fanden, campieren bereits in der Umgebung in notdürftigen Unterkünften. Nach Schätzung der Hilfsorganisation Oxfam sind dies bereits rund 60.000 Menschen.
"Sie fällen alle Bäume in der Region, um sich Unterkünfte zu bauen", sagte der UNHCR-Verantwortliche in Dadaab, Fafa Attidzah. "Die Lager hier sind nicht nur überfüllt, sie explodieren geradezu", sagte Attidzah. "Es wird eine Katastrophe, wenn wir die Flüchtlinge nicht organisieren."
Oxfam appelliert an die kenianische Regierung, ein bereits bestehendes viertes Lager in Dadaab zu eröffnen. Oxfam habe das Lager mit Wasserversorgung, Latrinen und Krankenstation bereits mit Erlaubnis der Regierung errichtet, erklärte der Leiter des Oxfam-Büros in Kenia, Joost van der Lest. Nun stehe es leer.