Das Kettenhemd mit dem Kreuz auf der Brust haben sie längst abgelegt, das Schwert ebenso. Die christlichen Ordensritter von heute haben mit den einstigen "bewaffneten Pilgern" der Kreuzzüge nur noch den Auftrag gemein: Sie treten für Glauben und Kirche ein und stehen Kranken und Hilfsbedürftigen zur Seite. Johanniter und Malteser sind die ältesten geistlichen Ritterorden. Die meisten Deutschen kennen sie aber vor allem über ihre Hilfswerke: Sie betreiben Krankenhäuser, helfen Unfallopfern, engagieren sich in der Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen.
Ihre Geschichte hat bereits im Mittelalter begonnen. Seit der Zeit der ersten Kreuzzüge vor rund 900 Jahren folgen sie dem biblischen Grundsatz: "Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen und Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst". Entwickelt haben sich die Schwesterorden in der Reformationszeit aus dem alten Orden der Johanniter ("Hospitaliter").
Italienische Kaufleute gründeten den Orden
Die Gründung des alten Johanniterordens geht auf italienische Kaufleute zurück. Diese richteten zwischen 1048 und 1071 in Jerusalem ein Hospital für arme und kranke Pilger ein, das von Laienbrüdern geleitet wurde. Nach der Eroberung Jerusalems durch die Kreuzritter im Jahr 1099 wurde der Hospitalorden zu einem geistlichen Ritterorden mit Bruderschaften in vielen europäischen Ländern. 1123 erkannte Papst Paschalis die Bruderschaft als kirchliche Vereinigung an. Zu den karitativen Aufgaben kam der blutige Kampf für den Glauben. Das "Predigen mit eiserner Zunge" erkoren die geistlichen Ritter zur Maxime.
Seit 1947 ist der Johanniterorden Teil der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Sein vollständiger Name lautet: "Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens Sankt Johannis vom Spital zu Jerusalem - der Johanniterorden". Der Orden mit Sitz in Potsdam gliedert sich in Deutschland, Europa und Übersee in 22 Genossenschaften mit rund 120 Subkommenden, den örtlichen Ordensgliederungen. An seiner Spitze steht Oskar Prinz von Preußen als 37. Herrenmeister. Ihren Dienst am Nächsten leisten die Johanniter vor allem in ihren Ordenswerken mit insgesamt rund 1,4 Millionen Mitgliedern: der Johanniter-Unfallhilfe (JUH), der Johanniter-Schwesternschaft und den rund 70 Johanniter-Hilfsgemeinschaften. Der Orden ist Träger von Alteneinrichtungen und Krankenhäusern.
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Der Malteserorden trägt heute den vollständigen Namen "Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom Heiligen Johannes zu Jerusalem, genannt von Rhodos, genannt von Malta". Er ist ein sogenanntes nichtstaatliches Völkerrechtssubjekt mit eigener Währung und eigenen diplomatischen Beziehungen. Der Name "Malteser" bürgerte sich ein, nachdem die Bruderschaft im 16. Jahrhundert ihren Sitz auf die Mittelmeerinsel verlegt hatte. 1798 wurde sie von dort durch Napoleon vertrieben. Heute sitzt die Malteser-Zentrale in Rom. Papst Benedikt XVI. ist Ehrenmitglied.
"Regent" des deutschen Malteserordens ist Johannes Freiherr Heereman, der bis vor kurzem auch geschäftsführender Präsident des Malteser-Hilfsdienstes (MHD) war. Der katholische Verband mit rund 3.000 hauptamtlichen Mitarbeitern engagiert sich unter anderem in der Altenhilfe, in Krankenhäusern, im Katastrophenschutz und im Rettungsdienst. Da die beiden Ordensgemeinschaften sich in der Tradition eines Ritterordens sehen, wird Frauen noch heute nur die Ehrenmitgliedschaft gewährt. Allerdings arbeiten in ihren Werken viele Frauen. Neue Mitglieder werden berufen, eine Bewerbung ist nicht möglich. Ursprünglich durften sogar nur Adelige Ordensritter werden.
Anderer Missionauftrag als früher
Ihrer belasteten Kreuzzugsvergangenheit stellen sich Johanniter und Malteser. "Natürlich wird der Missionsauftrag heute ganz anders verstanden als früher", sagt Johanniter-Generalsekretär Egon Freiherr von Knobelsdorff. "Es steht uns Heutigen aber nicht zu, das Verhalten unserer Vorväter zu verurteilen, da sie aus einem ganz anderen Selbstverständnis und aus einer ganz anderen Sichtweise heraus gehandelt haben."
Als Ritter fühlen die Ordensmitglieder sich dennoch. Auch in der heutigen Zeit seien Menschen nötig, die sich ritterlich für das Gemeinwesen einsetzten, sagt Malteser-Sprecher Urs Buhlmann. "Ritterlich ist etwa das furchtlose Bekenntnis zum eigenen Christsein, an der Arbeitsstelle oder auf dem gesellschaftlichen Parkett", sagt Buhlmann. Das kleine, im Knopfloch getragene Kreuz könne ein Anknüpfungspunkt für Gespräche sein. Und Knobelsdorff ergänzt: Durch seine vorbildliche Lebensweise könne ein Ordensritter täglich "Ritterlichkeit" spürbar machen.