UN-Hilfsorganisationen wie Unicef, das Welternährungsprogramm WFP und das Flüchtlingshilfswerk UNHCR brauchen laut Ban rund 1,6 Milliarden Dollar (1,1 Milliarden Euro), um den hungernden und von Seuchen bedrohten Menschen in Somalia und den Nachbarländern Kenia, Äthiopien und Dschibuti zu helfen. Bisher stehe aber erst die Hälfte des dringend benötigten Geldes zur Verfügung, sagte der UN-Chef nach einer Krisensitzung mit den humanitären Agenturen am UN-Hauptquartier in New York.
Besondere Sorge bereitet Unicef das Schicksal von zwei Millionen Säuglingen und Kleinkindern, die ohne sofortige Hilfe verhungern oder dauerhafte geistige und körperliche Schäden erleiden könnten. Dramatisch gestiegene Lebensmittelpreise und Wassermangel verschlimmerten die Lage der Menschen in dem Dürregebiet täglich weiter, hatte das Kinderhilfswerk schon vor Tagen gewarnt.
Kleinkinder und Mütter zuerst
WFP bemüht sich nach Worten seiner Direktorin Josette Sheeran, Neugeborenen und Kindern in den ersten drei Jahren mit Hilfe von angereicherter Nahrung am Leben zu erhalten. "Unsere Priorität ist, das Hirn und den Körper von Kleinkindern sowie auch schwangere und stillende Mütter mit Spezialnahrung zu versorgen", sagte Sheeran in einer Erklärung.
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Wegen der katastrophalen Lage in ihrem Land sind laut Unicef bereits tausende somalische Familien in die Nachbarländer geflohen. Die Vereinten Nationen haben an den Grenzen Nothilfestationen eingerichtet, um die erschöpften und halb verhungerten Somalier so weit möglich zu versorgen. Dadaab an der Grenze zwischen Somalia und Kenia ist Unicef zufolge das derzeit größte Flüchtlingslager der Welt mit rund 10 000 neu ankommenden Hilfesuchenden pro Woche.
Cap-Anamur-Gründer: Nahrungsmittel über Somalia abwerfen
Über dem Süden des dürregeplagten Krisenlandes Somalia müssen aus Sicht von Cap-Anamur-Gründer Rupert Neudeck dringend Nahrungsmittel abgeworfen werden. "Es gibt keine andere Möglichkeit. Man muss sich da alles andere abschminken", sagte der Chef der Friedensinitiative Grünhelme am Donnerstag im Deutschlandfunk. Die Hungersnot in dem afrikanischen Land nannte er eine "humanitäre Todeskatastrophe für Hunderttausende von Somalis". "In den nächsten 74 Stunden muss irgendetwas geschehen." Somalia zählt zu den ärmsten Ländern der Erde.
Bei der Hungersnot in Ostafrika hat nach Einschätzung eines UN-Experten das internationale Frühwarnsystem nicht versagt. Im Fall von Somalia etwa werde seit acht Monaten vor einer Verschlechterung der Ernährungslage gewarnt, sagte der Ökonom Shukri Ahmed von der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) in einem epd-Gespräch.
FAO-Experte: Mangelnde Investitionen in die Landwirtschaft
Von Kenia aus überwachten Experten die Ernte- und Versorgungslage am gesamten Horn von Afrika. Dies geschehe in Zusammenarbeit mit anderen UN-Organisationen und privaten Hilfswerken. Shukri räumte jedoch ein: "Frühe Warnungen führen jedoch nicht notwendigerweise zu raschen Antworten." Als Grundproblem nannte der FAO-Mann die mangelnden Investitionen in die Landwirtschaft.
"Die Leute könnten sich selbst ernähren, denn es ist eine reiche Region", betonte Shukri, der für das globale Informations- und Frühwarnsystem der FAO zuständig ist. "Dürreperioden sind ein bekannter Faktor, den man einplanen könnte." Allerdings verzeichne die Region häufiger als früher geringe Regenfälle. Shukri zufolge verfügen Somalia und Kenia über riesige Viehherden, die das Überleben der Bevölkerung garantieren könnten: "Die Fleischpreise sind derzeit sehr hoch, das ist eine entscheidende Ressource." Die Viehhalter hätten jedoch zu wenig Zugang zu den Märkten, um Schlachttiere zu verkaufen.
Regierungen für die Förderung der Landwirtschaft zu gewinnen, ist dem Experten zufolge mühsam. So einigten sich zwar die Staaten Afrikas südlich der Sahara zwar schon vor Jahren darauf, zehn Prozent ihrer Ausgaben in den Agrarsektor zu investieren, hielten sich aber nicht an diesen Vorsatz. Die FAO unterstützt nach den Worten des Wirtschaftsexperten in den Dürregebieten vor allem die Viehwirtschaft. Wasserleitungen würden instandgesetzt und Tiere geimpft. Außerdem werde Futter geliefert, sagte Shukri.