The Company Men (Großbritannien/USA 2010)
Bob (Ben Affleck), Phil (Chris Cooper) und Gene (Tommy Lee Jones) haben eines gemeinsam: Sie alle wurden gefeuert. Bob verabschiedet sich dank seiner Frau und eines neuen Jobs schnell von seinem ehemaligen Luxusleben, und auch Gene sieht die ganze Sache eher pragmatisch. Er ereifert sich erst einmal über den Niedergang der Ostküstenindustrie und das verkommene Ethos seines ehemaligen Chefs, bevor er seine große Abfindung für einen privaten Neuanfang nutzt. Dem gegenüber steht der resignierte Loser Phil, der unter der Last seiner Schulden, der Scham vor den Nachbarn und einer depressiven Frau zusammenzubrechen droht. Mit viel Sympathie für die Figuren schildert der Fernsehproduzenten John Wells in seinem Kinodebüt die private Seite der Immobilien- und Finanzkrise im Herbst 2008.
R, B: John Wells. Mit: Ben Affleck, Tommy Lee Jones, Chris Cooper, Kevin Costner. L: 104 Min. FSK: ab 16, ff.
Kleine wahre Lügen (Frankreich 2010)
Die südfranzösische Urlaubsidylle könnte für Max (François Cluzet), Marie (Marion Cotillard) und ihre Freunde perfekt sein, wäre da nicht Ludo (Jean Dujardin), der in einem Krankenhaus um sein Leben kämpft. Sein Unfall lässt die Freunde an ihren Lebensentwürfen zweifeln, wobei ihre einzige Sorge das Thema Liebe in all ihren Facetten zu sein scheint. Guillaume Canet vertraut in seinem Ensemblefilm vor allem auf die heilsame Wirkung der Konfrontation: Liebe und Freundschaft erscheinen als Widerspruch, manchmal sogar als Verrat. Der umstandslose Wechsel der Handlungsstränge und die oberflächliche Betrachtung mancher Charaktere funktionieren dank einer guten Dramaturgie, sodass "Kleine wahre Lügen" solide und soziologisch aussagekräftig von Konflikten erzählt, in denen sich eine ganze Generation wiederfindet.
R, B: Guillaume Canet. Mit: François Cluzet, Marion Cotillard, Jean Dujardin. L: 154 Min.
Ein Tick anders (Deutschland 2010)
In der Welt der Tourettekranken Eva (Jasna Fritzi Bauer) ist so einiges anders als bei anderen: Ihre manische Mutter kauft vermeintliche Wundermittel, ihr Vater verlässt jeden Morgen in Anzug und Krawatte das Haus, obwohl er keinen Job mehr hat, Onkel Bernie (Stefan Kurt) hat Rockstarambitionen, Oma Strumpf jagt schon mal den Staubsauger in die Luft, und Eva selbst flüchtet sich zuweilen in eine Kaskade bizarrer Bilder, während sie versucht, ihre Ticks zu unterdrücken. Andi Rogenhagen zeigt mit seiner Komödie, dass Filme über Behinderte nicht quasidokumentarisch und problembewusst sein müssen, sondern auch auf märchenhafte Weise erzählt werden können. Das herzige Ensemble lässt den Zuschauer über einige dramaturgische Schwächen hinwegsehen und bezaubert durch pure Leichtigkeit.
R, B: Andi Rogenhagen. Mit: Jasna Fritzi Bauer, Waldemar Kobus, Victoria Trauttmansdorff, Stefan Kurt, Nora Tschirner. L: 85 Min. FSK: ab 6, ff.
Willkommen in Cedar Rapids (USA 2011)
Der unscheinbare Tim Lippe (Ed Helms) darf eher durch Zufall als durch überzeugende Leistung an der Jahresversammlung von Vertretern teilnehmen. Dort lernt er den symphatisch-korrekten Afroamerikaner Ronald Wilkes (Isiah Whitlock Jr.), den permanent quasselnden und geradezu zwanghaft gute Laune verbreitenden Dean Ziegler (John C. Reilly) und die attraktive, aber kumpelhafte Joan Ostrowski-Fox (Anne Heche) kennen. Das Wochenende irgendwo im Nirgendwo von Iowa stellt Tims Leben auf den Kopf. Die solide besetzte Komödie, in der sich die Figuren aus ihrem mit Zuneigung gezeichneten Alltag herausbewegen, ist der erste Film von Miguel Arteta, der es in die deutschen Kinos geschafft hat.
R: Miguel Arteta. B: Phil Johnston. Mit: Ed Helms, John C. Reilly, Anne Heche, Isiah Whitlock Jr.. L: 87 Min. FSK: ab 12, ff.