Auf die Plätze, fertig, Luther: Endspurt bis 2017
Wenn Margot Käßmann im kommenden Frühjahr als Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017 auf die kirchliche Bühne zurückkehrt, wird die Theologin zum Aushängeschild des wichtigsten kirchlichen Ereignisses der kommenden Jahre. Im Jahr 2017 feiern nicht nur die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), sondern auch Protestanten weltweit den 500. Jahrestag der Reformation.

Die Planungen für das Reformationsjubiläum sind bereits im Gange. Im Rahmen der sogenannten "Luther-Dekade" rückt die EKD seit 2008 Jahr für Jahr jeweils ein anderes Thema protestantischer Kultur, Geschichte oder Tradition in den Mittelpunkt: 2011 steht unter den Vorzeichen "Reformation und Freiheit", das Motto des kommenden Jahres 2012 heißt - pünktlich zum 800-jährigen Bestehen des Leipziger Thomanerchors – "Reformation und Musik".

Die Gemeinden, Kirchenkreise und Landeskirchen sind dazu aufgerufen, die Lutherjahre bis zum Reformationsjubiläum mit Leben zu füllen. Unter anderem beteiligen sich die mitteldeutschen Lutherstädte Wittenberg, Eisleben, Erfurt und Eisenach mit Ausstellungen, Führungen und Konzerten an der kulturellen und inhaltlichen Vielfalt der Lutherdekade.

Viele Gremien für das Festjahr 2017

Aber am Ende der zehn Jahre, die schon fast halb rum sind, steht das Festjahr 2017. Zahlreiche staatliche, kirchliche sowie gemeinsame Gremien befassen sich jetzt schon mit dem Reformationsjubiläum. Im Kuratorium "Luther 2017" sitzen unter dem Vorsitz des EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider unter anderem Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) und die Ministerpräsidenten von Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Rheinland-Pfalz.

[listbox:title=Die kommenden Themen der Lutherdekade[2011: Reformation und Freiheit##2012: Reformation und Musik##2013: Reformation und Toleranz##2014: Reformation und Politik##2015: Reformation: Bild und Bibel##2016: Reformation und die Eine Welt]]

Der Bund hat sich verpflichtet, jährlich fünf Millionen Euro für die Vorbereitung des Jubiläums zur Verfügung zu stellen. Mit dem Geld werden unter anderem Gedenkstätten wie die Wartburg bei Eisenach, das Schloss in Wittenberg und das Augustinerkloster in Erfurt saniert. Außerdem sind für das Jahr 2017 drei große Ausstellungen in Berlin, Wittenberg und auf der Wartburg geplant.

Wie die Feier in gut fünf Jahren aussehen soll, zeichnet sich bisher aber nur vage ab. Die "umfassende historische Bedeutung" der Reformation muss auf jeden Fall gewürdigt werden, nimmt man das Impulspapier "Perspektiven für das Reformationsjubiläum" als Ausgangspunkt, das vom Kuratorium "Luther 2017" gemeinsam verfasst wurde. "Die Reformation ist ein Ereignis von weltgeschichtlicher Bedeutung", steht gleich im ersten Kapitel, und weiter, im zweiten Kapitel: Die Reformation hat "das gesamte private und öffentliche Leben, gesellschaftliche Strukturen und Wirtschaftshandeln, kulturelle Wahrnehmungsmuster und Mentalitäten ebenso wie Rechtsauffassungen, Wissenschaftskonzepte und künstlerische Ausdrucksgestalten mitgeformt" und "in einer neuen Weise den allein durch Christus gerechtfertigten Menschen als unmittelbar vor Gott stehende Person entdeckt." Das ist das große, lebendige Erbe, das die Protestanten weltweit 2017 feiern wollen.

Neben Käßmann wird noch ein Geschäftsführer gesucht

Es fällt nun Margot Käßmann zu, diesem Ereignis Wort und Gesicht zu verleihen. Sie wird die die öffentliche Repräsentantin für das Großereignis und oberste Werberin für das protestantische Jubiläumsfest. Für die Position des Geschäftsführers der Evangelischen Wittenbergstiftung, die bisher Prälat Stephan Dorgerloh in der Geschäftsstelle der EKD in Wittenberg innehatte, wird zusätzlich ein neuer Geschäftsführer gesucht. Dorgerloh war für die SPD als Kultusminister in die Landesregierung von Sachsen-Anhalt eingezogen.

Wittenberg spielt eine der Hauptrollen beim Reformationsjubiläum, schließlich ist dies die Stadt, in der Martin Luther (1483-1546) als Mönch im "Schwarzen Kloster" lebte, später seine legendären 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche schlug und in der sich auch das Grab des Reformators befindet. Am Schlossplatz wird derzeit ein neues Evangelisches Predigerseminar für die Ausbildung des theologischen Nachwuchses gebaut, auch das EKD-Zentrum für Predigtkultur und die Reformationsgeschichtliche Forschungsbibliothek haben hier ihren Sitz.

Mit der neuen Aufgabe für die ehemalige Bischöfin macht die EKD wahr, was Käßmanns Nachfolger im Amt des Ratsvorsitzenden, Nikolaus Schneider, schon kurz nach ihrem Rücktritt prophezeit hatte: Käßmann solle eine wichtige Stimme im deutschen Protestantismus bleiben. Ihre Tätigkeit als Reformations-Botschafterin wird Käßmann im Frühjahr 2012 antreten. Dafür wird die 53-Jährige, die weiterhin hannoversche Pastorin ist, von ihrer Landeskirche freigestellt.

epd/evangelisch.de/han