Luther hätte seine Freude an Margot Käßmann
Die ehemalige Bischöfin Margot Käßmann wird Botschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum 2017. Auch wenn diese Entscheidung nicht allen gefallen wird, es ist die einzig richtige.
06.07.2011
Von Ursula Ott

Wer, wenn nicht sie? Margot Käßmann wird eine glänzende Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017 sein, so viel ist sicher. Vieles haben der große Reformator und die ehemalige Bischöfin gemeinsam. Martin Luther war einer der frühen Medienstars in der deutschen Geschichte, Margot Käßmann ist der aktuelle Medienstar der evangelischen Kirche. Martin Luther hat "dem Volk aufs Maul geschaut", die Bibel in ein Deutsch übersetzt, das alle verstehen konnten.

Viele ärgern sich, aber alle verstehen sie

Margot Käßmann macht einfache Sätze wie "Nichts ist gut in Afghanistan", die viele ärgern, aber alle verstehen. Und nicht zuletzt: Luther war ein sinnenfroher Mensch, der von Herzen lachen konnte – "Traurigkeit ist des Teufels Instrument", heißt ein Lutherwort. Auch Margot Käßmann scheut sich nicht, auf Kirchentagen über Liebe, Lust und Leidenschaft zu reden, ja auch über Verhütung und die Pille. Und sie kann richtig laut lachen.

Margot Käßmann in Wittenberg - hier bei einer Predigt in der Schlosskirche zum Abschluss einer Vorkonferenz zur 3. Europäischen Ökumenischen Versammlung im Februar 2007. Foto: epd-bild / Norbert Neetz

So kann man allen Seiten nur gratulieren zu dieser Entscheidung, Margot Käßmann zur offiziellen "Botschafterin des Rates der EKD für das Reformationsjubiläum 2017" zu machen. Sie wird helfen, das Jubiläum über die Stadtgrenzen des beschaulichen Wittenberg hinauszutragen, auch dazu ist sie prädestiniert. Denn sie gehörte neun Jahre lang dem Exekutivausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen an. Sprich: Sie kann sich bewegen auf internationalem Parkett, mit Vertretern der Weltreligionen. Aber sie redet, wie auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos, auch den Größen der Wirtschaft ins Gewissen. Luther hätte seine Freude an ihr.

Luthers Wort "Herzenslust"

Wie genau sie das Amt gestalten wird, welche Schwerpunkte sie setzen und wie überhaupt das Reformationsjubiläum jetzt Fahrt aufnehmen kann – das wird bei einer Pressekonferenz am Freitag bekannt gegeben. Jetzt schon kann man hoffen: Endlich ein neues Thema für Margot Käßmann. Das Wort "Trunkenheitsfahrt" wollen wir ab sofort nicht mehr hören. Erstens ist nach über einem Jahr auch gut mit dem Thema.

Und zweitens hätte Martin Luther solche hässlichen Worte gar nicht benutzt. Ihm verdanken wir einige der schönsten Vokabeln in der deutschen Sprache. "Herzenslust" ist eines davon, Margot Käßmann benutzt es gerne in ihren Reformationspredigten. Herzenslust – das kann sie gut brauchen für ihr neues Amt.


Ursula Ott ist Chefredakteurin von evangelisch.de und stellvertretende Chefredakteurin des Magazins chrismon.