Hat das klassische Volontariat ausgedient?
Die Ausbildung von Journalisten muss sich nach Meinung des Journalistik-Professors Michael Haller verändern. Die jetzigen Volontariate passen nicht mehr zu den Anspruchen der Branche. Außerdem muss die Ausbildung des Nachwuchs neue Inhalte bieten.

Angesichts der künftigen Anforderungen des hart umkämpften Medienmarktes haben sich Experten für eine modularisierte Ausbildung des Nachwuchses ausgesprochen. Das klassische Volontariat von zwei Jahren habe ausgedient, erklärte der Journalistik-Professor Michael Haller bei einer Konferenz der Leipzig School of Media. Stattdessen sollten junge Journalisten in einem einjährigen Kurzvolontariat die Kernkompetenzen erlernen.

Weitere Fähigkeiten mit Schwerpunkt Onlinejournalismus sollten sie sich in den darauffolgenden Berufsjahren begleitend aneignen, schlug Haller vor. Das modularisierte Modell sei auch für die älteren Redakteure von Nutzen, die mit Hilfe der Seminare ihre "Berührungsängste" mit den neuen Medien verlieren könnten.

Die Ausbildung braucht neue Inhalte

Zugleich wurde diskutiert, bislang eher vernachlässigte Inhalte in die Ausbildung zu integrieren, etwa Recherchetechniken in sozialen Netzwerken des Internets, Grundkenntnisse der Medienökonomie, Umgang mit Statistiken und journalistische Ethik. Auch Verständnis für die Erfordernisse von Multimedia sei wichtig, hieß es. Sinnvoll sei deshalb auch der Einsatz von je einem Redakteur mit Programmierkenntnis pro Redaktion, der als Mittler zwischen Journalisten und Informatikern fungieren könnte.

Unter dem Motto "Journalism reloaded" hatten am Montag und Dienstag Journalisten, Manager und Wissenschaftler über die Zukunft der brancheninternen Ausbildung diskutiert. Die Konferenz sollte auch die Grundlage für eine "Leipziger Deklaration zur Aus- und Weiterbildung von Journalisten" schaffen. Diese soll in einigen Wochen veröffentlicht werden. Die Leipzig School of Media bietet Berufstätigen Masterstudiengänge sowie Kurse, Schulungen und Fachkonferenzen an. Sie ist ein Tochterunternehmen der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig in Zusammenarbeit mit der Universität und der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig.

epd