Fanforscher: Frauenfußball hat eigenes Publikum
Die Fußball-WM der Frauen sorgt zurzeit für große Begeisterung in Deutschland. Doch nicht alle können sich mit der weiblichen Seite ihres Lieblingssports anfreunden. Frauenfußball zieht nach Expertenansicht ein ganz anderes Publikum an als jener der Männer.
05.07.2011
Von Karen Miether

Zu den Spielen der Frauen kämen deutlich mehr Familien und jüngere Mädchen, aber auch viele Senioren, sagte der Fanforscher Gunter Pilz von der Universität Hannover dem Evangelischen Pressedienst. "Beim Männerfußball gibt es zusätzlich Problemgruppen wie Hooligans und einen Teil der Ultras." Zum Frauenfußball kämen diese Gruppen nicht, weil die Zuschauerzahl jenseits der aktuellen WM-Begeisterung zu gering sei, erläuterte der Wissenschaftler.

Während im Schnitt 40.000 Menschen ein Bundesligaspiel der Herren besuchten, seien es bei den Frauen bisher nur bis zu rund 800. "Das ist für gewaltbereite Hooligans unattraktiv", sagte Pilz, der unter anderem Präventionsbeauftragter des Deutschen Fußballbundes ist. Zudem seien etwa die fanatischen sogenannten "Ultras" oft sehr traditionalistisch und auch sexistisch geprägt. "Nach deren Verständnis ist Fußball nach wie vor ein Männersport."

Männer spielen körperlicher und schneller

Ebenso wie die Spielweise von Frauen und Männern unterscheide sich auch das Publikum. "Man kann das nicht vergleichen. Es kommt ja auch niemand auf die Idee, den 100-Meter-Lauf der Frauen mit dem der Männer zu vergleichen", sagte der langjährige wissenschaftliche Mitarbeiter des Institutes für Sportwissenschaft der Leibniz-Universität Hannover. Männer spielten körperlicher und schneller, Frauen oft spielerischer und zum Teil durchaus technisch versierter. "Wer eine Vorliebe für schönen Fußball hat, geht da hin."

Pilz bezweifelt, dass die WM-Euphorie den Stellenwert des Frauenfußballs in Deutschland grundlegend ändert. Dazu sei derzeit noch der Männerfußball zu dominant. Sie könne allenfalls das Interesse für Länderspiele der Frauen beflügeln.

epd