Meisner-Vertrauter Woelki wird Erzbischof von Berlin
Der Kölner Weihbischof Rainer Maria Woelki ist überraschend zum neuen katholischen Erzbischof von Berlin ernannt worden. Der 54-Jährige wird Nachfolger des im Februar zurückgetretenen und am Donnerstag verstorbenen Kardinals Georg Sterzinsky. Die Deutsche Bischofskonferenz
02.07.2011
Von Bernd Buchner

Woelki wurde von Papst Benedikt XVI. auf Vorschlag des Berliner Domkapitels zum Oberhirten der rund 390.000 Katholiken in Berlin sowie Vorpommern und Teilen Brandenburgs ernannt. Die Entscheidung wurde am Samstagmittag zeitgleich durch den Vatikan und durch Dompropst Stefan Dybowski in Berlin bekanntgegeben. Woelki gilt als enger Vertrauter des Kölner Kardinals Joachim Meisner, der selbst früher Bischof von Berlin war. Als eine seiner ersten Amtshandlungen wird der neue Erzbischof am 22. September den Papst in Berlin empfangen.

Erhebung in Kardinalsrang wahrscheinlich

Zum Erzbistum Berlin gehören rund 390.000 Gläubige in der Hauptstadt sowie in Vorpommern und Teilen Brandenburgs. Sterzinsky stand seit 1989 an der Spitze des Bistums Berlin, das 1994 zur Erzdiözese erhoben wurde. Von der Zahl der Katholiken her ist Berlin eines der kleinsten deutschen Bistümer. Der Erzbischof hat aber Gewicht, weil er einer der ersten Ansprechpartner für die Bundespolitik ist. In der Regel ist mit dem Amt die Erhebung in den Kardinalsrang verbunden.

Rainer Maria Woelki wurde am 18. August 1956 in Köln-Mülheim geboren. Nach dem Theologiestudium in Bonn und Freiburg war er zunächst als Seelsorger tätig. Im Anschluss an eine Zeit als Militärseelsorger machte Meisner den ehemaligen Panzerartilleristen 1990 zu seinem persönlichen Sekretär. Im Jahr 2000 wurde Woelki mit einer Arbeit über "Die Pfarrei - ein Beitrag zu ihrer ekklesiologischen Ortsbestimmung" promoviert. Vor seiner Ernennung zum Weihbischof 2003 leitete Woelki sechs Jahre lang das Priesterseminar der Erzdiözese Köln in Bonn. Wegen seiner Promotion an der Päpstlichen Universität vom Heiligen Kreuz in Rom spekulieren kirchliche Kreise über seine mögliche Mitgliedschaft beim Opus Dei. Woelki gehört den Kommissionen für geistliche Berufe sowie für Wissenschaft und Kultur der Deutschen Bischofskonferenz an.

Woelki war zuvor nicht als Kandidat für die Leitung des Erzbistums Berlin genannt worden. Medien hatten über zahlreiche Namen spekuliert, darunter die Bischöfe Gerhard Ludwig Müller (Regensburg), Franz-Peter Tebartz-van Elst (Limburg), Franz-Josef Overbeck (Paderborn), Franz-Josef Bode (Osnabrück) und Ludwig Schick (Bamberg). Auch dem Berliner Weihbischof und Übergangsverwalter Matthias Heinrich wurden Chancen eingeräumt. Das Amt des Kölner Weihbischofs gilt als Sprungbrett auf einen deutschen Bischofssitz: Auch Friedhelm Hofmann (Würzburg) und Norbert Trelle (Hildesheim) stammen aus der Domstadt am Rhein.

Wollte Meisner ihn als Nachfolger in Köln?

Vor einigen Jahren sorgten Meisner und Woelki für Schlagzeilen, weil Meisner seinen Vertrauten angeblich zum sogenannten Koadjutor des Erzbistums Köln mit besonderen Befugnissen und dem Recht der Nachfolge einsetzen wollte. Woelki wäre dann nach Meisners Ausscheiden automatisch Erzbischof geworden. Der damals frisch gewählte Papst Benedikt XVI. soll das Ansinnen allerdings abgelehnt haben. Eine offizielle Bestätigung für den Vorgang gab es nie. Meisner selbst hatte nach seiner Berufung zum Erzbischof Ende der 1980er Jahre mit großen Widerständen seitens des Kölner Domkapitels zu kämpfen. Er konnte sein Amt 1989 erst mit erheblicher Verzögerung antreten.

In einer ersten Reaktion nach der Wahl bekundete Woelki Vorfreude auf das neue Amt als Berliner Erzbischof. Er habe "nie im Entferntesten gedacht", in diese Funktion berufen zu werden, sagte er in einem Interview mit dem Kölner Domradio. Die Entscheidung habe ihm einige schlaflose Nächte bereitet, und er habe überlegt, die "Finger davon" zu lassen. Nun aber freue er sich auf seine Aufgabe.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, gratulierte dem neuen Berliner Erzbischof. In einer Erklärung heißt es, Woelki bringe "reiche pastorale Erfahrung mit nach Berlin". Es werde nicht einfach sein, "in einem weitflächigen Erzbistum wie Berlin, die Gemeindeversorgung mit Priestern problemlos aufrecht zu erhalten", so Zollitsch weiter. Meisner sagte, er habe die Nachricht von Woelkis Berufung "mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge zur Kenntnis genommen". Er freue sich über das große Vetrauen für den künftigen Erzbischof. Dieser werde aber in Köln eine große Lücke hinterlassen.

mit Material von epd

Bernd Buchner ist Redakteur bei evangelisch.de und zuständig für das Ressort Kirche + Religion.