Schneider lobt Atomausstieg: Lebensraum nicht zerstören
Beim traditionellen Johannisempfang der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Donnerstagabend in Berlin waren Bundeskanzlerin Angela Merkel und zahlreiche Spitzenpolitiker zu Gast. Der Ratsvorsitzende der EKD, Nikolaus Schneider, äußerte sich zur Energiepolitik und zur religiösen Vielfalt in Deutschland.

Der Atomausstieg weckt nach Auffassung des Ratsvorsitzenden Hoffnung auf ein neues Wachstumsmodell. Damit könne es gelingen, nachhaltiges Wirtschaften zu fördern und den Lebensraum für künftige Generationen nicht zu zerstören, sagte Schneider beim  in Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und zahlreicher Spitzenpolitiker. Für die Energiewende bedürfe es eines breiten gesellschaftlichen Konsens, sagte Schneider. Auch die Wirtschaft müsse dafür gewonnen werden.

Die Kirchen müssten sich öffentlich einmischen, betonte Schneider, der auch Präses der rheinischen Kirche ist. "Kirche darf sich nicht darauf beschränken, die Frömmigkeit der Einzelnen zu bündeln", betonte der Ratsvorsitzende. Das Evangelium dränge dazu, die Welt zu einem Leben in Gerechtigkeit und Frieden zu verändern. Schneider kritisierte, dass Religionen zunehmend aus der Öffentlichkeit verdrängt würden. Die religiöse Vielfalt führe in Deutschland zu ungewohnten Herausforderungen und auch Verdruss. Er sehe es mit Sorge, dass eine einfache Lösung darin gesucht werde, alle Religionen unsichtbar zu machen.

"Gott schickt uns nicht in die Nische"

"Weil keine Religion bevorzugt werden soll, werden alle öffentlichen Religionsäußerungen abgelehnt", merkte Schneider kritisch an. Doch eine Gesellschaft werde ärmer, wenn sie etwa beim Auftakt einer Fußballweltmeisterschaft keinen Gottesdienst mehr feiern könne.

Der Bevollmächtigte des Rates der EKD bei der Bundesregierung, Prälat Bernhard Felmberg, betonte ebenfalls, dass die Kirche weiterhin zu gesellschaftlichen Fragen freimütig Position beziehen werde. "Gott schickt uns nicht in die Nische", sagte Felmberg. Profilierten Dialog und engagierten Streit werde die Kirche Gesellschaft und Politik nicht vorenthalten.

Gäste des Empfangs waren neben Merkel Bundesbildungsministerin Annette Schavan und Finanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU), FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle, der Vorsitzende der Unionsfraktion, Volker Kauder (CDU), Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) und die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Christine Bergmann. Neben zahlreichen hochrangigen Kirchenvertretern waren auch Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) sowie Günther Beckstein (CSU) gekommen, die als Präses und stellvertretender Präses dem EKD-Kirchenparlament, der Synode, vorstehen.
 

epd