Gewalt gegen Kinder: "Wir können das nicht akzeptieren"
Schläge, Mobbing und sexueller Missbrauch: Gewalt gegen Kinder wird nach dem neuen Report des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen UNICEF weiter weltweit verdrängt und unterschätzt. In Entwicklungs- und Schwellenländern erlebten drei von vier Kindern in ihrer Familie Strafen bis hin zu Peitschenhieben, heißt es im Report.

Bis zu 1,5 Milliarden Kinder weltweit erfahren nach Angaben von UNICEF jedes Jahr in irgendeiner Form Gewalt. Neben Bestrafungen durch Schläge zählten dazu auch Zwangsheiraten und Zwangsprostitution sowie Kinderarbeit und die Beschneidung von Mädchen, sagte die UN-Sonderbeauftrage zu Gewalt gegen Kinder, Marta Santos Pais, am Donnerstag in Berlin: "Wir können das nicht akzeptieren."

UNICEF Deutschland stellte am Donnerstag den Jahresreport 2011 zum Thema Kinderschutz vor. Der Bericht betont besonders das Ausmaß von Gewalt gegen Kinder in Entwicklungs- und Schwellenländern. Drei von vier Kindern seien in ihrer Familie gewaltsamen Bestrafungen ausgesetzt. In nur 29 von rund 200 Staaten sei Gewalt gegen Kinder gesetzlich verboten, hieß es. Damit seien nur fünf Prozent der Kinder gesetzlich geschützt.

UNICEF fordert eine "Ombudsfunktion für Kinderrechte"

Gewalt gegen Kinder ist aber nicht nur ein Problem armer Staaten. Auch in Europa bestehe Handlungsbedarf, sagte Pais. Der UNICEF-Bericht schätzt, das eines von fünf Kindern in Europa beispielsweise Formen sexueller Gewalt ausgesetzt ist. Dazu zählt neben Übergriffen unter anderem auch die Konfrontation mit Kinderpornografie im Internet. Der deutsche UNICEF-Vorsitzende Jürgen Heraeus und Pais forderten daher die Fortsetzung der Arbeit der Missbrauchsbeauftragten Christine Bergmann. Die Stelle, die von der Bundesregierung im vergangenen Jahr als Reaktion auf verschiedenen Missbrauchsskandale geschaffen wurde, könne eine "Ombudsfunktion für Kinderrechte" übernehmen.

Laut Geschäftsbericht für hat die deutsche Sektion von UNICEF im vergangenen Jahr 92,5 Millionen Euro aus Spenden und dem Verkauf von Grußkarten eingenommen. Die Einnahmen seien im Vergleich zum Jahr 2009 um ein Drittel gestiegen, sagte Schatzmeisterin Anne Lütkes.

Allein 21 Millionen Euro wurden für die Opfer des Erdbebens in Haiti und der Flutkatastrophe in Pakistan gespendet. Die Verwaltungskosten lagen laut UNICEF Deutschland bei 4,4 Prozent des Gesamtbudgets, die Ausgaben für Öffentlichkeitsarbeit und Werbung bei 8,75 Prozent. Hinzu kamen weitere 7,9 Prozent für die weltweite Koordination der UNICEF-Arbeit. 

epd/dpa