Fair Play bei T-Shirts und Turnschuhen
Trikots aus Biobaumwolle, recycelbare Schnürsenkel und hundertseitige Nachhaltigkeitsberichte - auch Sportartikelhersteller schreiben sich zunehmend Themen wie soziale Verantwortung und Umweltschutz auf ihre Fahnen.
30.06.2011
Von Teresa Schneider

Im Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Deutschland wollen Konzerne wie Adidas und Puma mit neuen Nachhaltigkeitsstrategien punkten. Menschenrechtsorganisationen sehen die Bemühungen der Firmen hingegen mit Skepsis: "In vielen Zulieferbetrieben hat sich seit Jahren nichts verbessert", sagt Maik Pflaum, Referent der Christlichen Initiative Romero aus Münster.

Für Jochen Zeitz, Chef des drittgrößten Sportartikelherstellers Puma, passt Kritik an den sozialen Standards der Zulieferer nicht ins Konzept: Der 48-jährige Puma-Chef will sein Unternehmen zum internationalen Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit machen. "Im Bereich Umwelt und Soziales sollten wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen", sagte Zeitz jüngst in einem Interview der "Frankfurter Rundschau".

Puma hat im Mai 2011 als erstes Unternehmen weltweit eine ökologische Gewinn- und Verlustrechnung präsentiert. Das Ergebnis: Im Jahr 2010 verursachte Puma Umweltkosten in Höhe von 94,4 Millionen Euro. Zeitz will künftig Umweltschäden, die durch Treibhausgase und Wasserverbrauch entstehen, "schon aus ökonomischen Gründen so gering wie möglich halten beziehungsweise irgendwann in Zukunft eliminieren". 2012 will Puma seine Ökobilanz durch eine Sozialbilanz ergänzen, die Löhne und Arbeitsrechte unter die Lupe nimmt.

"Die Konsumenten sind kritischer geworden"

Doch auch die Konkurrenz hat sich das Motto "Tue Gutes und rede darüber" längst zu eigen gemacht: Im März verkündete der Sportartikelhersteller Adidas, bis zum Jahr 2018 komplett auf umweltfreundlichere Baumwolle umzusteigen. Damit will das Unternehmen mit Sitz in Herzogenaurach den Wasserverbrauch und Einsatz von Pestiziden auf Baumwollfeldern senken.

Seit Jahren dokumentieren Konzerne wie Adidas, Nike und Puma ihre ökologischen und sozialen Errungenschaften in Nachhaltigkeitsberichten. Zudem haben sie sich freiwilligen Verhaltenskodizes unterworfen. "Alle Zulieferer von Adidas sind beispielsweise dazu verpflichtet, mindestens den gesetzlichen Mindestlohn zu zahlen. Die Zustände vor Ort werden regelmäßig kontrolliert", sagt Katja Schreiber, Pressesprecherin von Adidas. Um für mehr Transparenz zu sorgen, veröffentlicht Adidas auf seiner Website seit 2007 eine Liste all seiner 1.236 Zulieferfabriken.

Alexander Brink, Professor für Wirtschafts- und Unternehmensethik an der Universität Bayreuth, betont, dass Maßnahmen wie Verhaltenskodizes nur unter bestimmten Bedingungen funktionieren: "Wenn die Leute in den Zulieferbetrieben weder lesen noch schreiben können, nutzt auch ein Aushang nichts, der sie über ihre Rechte aufklärt." Zudem ließen sich soziale Standards nur sehr schwer messen, Umweltschäden könnten hingegen mit exakten Zahlen erfasst werden. Brink zeigt sich dennoch optimistisch: "Die Konsumenten sind kritischer geworden. Die Nachfrage hat sich geändert."

"Im sozialen Bereich tut sich fast nichts"

Maik Pflaum von Romero ist hingegen skeptisch: "Für den Umweltschutz wird zwar vieles getan, aber im sozialen Bereich tut sich fast nichts." In vielen Zulieferbetrieben in Lateinamerika und Asien seien Hungerlöhne und eklatante Arbeitsrechtsverletzungen nach wie vor an der Tagesordnung. Da die gesetzlichen Mindestlöhne in vielen Ländern nicht zum Überleben reichten, müssten Konzerne wie Adidas und Puma ihren Zulieferern dringend höhere Abnahmepreise bezahlen.

Puma-Chef Zeitz räumt angesichts der Vorwürfe ein: "Bei 200.000 bis 300.000 Mitarbeitern in rund 400 Zulieferbetrieben können wir einfach nicht immer alles unter Kontrolle haben." Puma nehme solche Vorfälle jedoch sehr ernst. Auch Adidas verweist auf Verbesserungen.

Sabine Ferenschild, Wirtschaftsexpertin der Organisation Südwind, sieht das Problem grundsätzlicher: "Sozialstandards und Lohnerhöhungen lassen sich in Zeiten zunehmender Globalisierung und knallharter Preispolitik mit dem Gewinnstreben der Firmen nur schwer vereinbaren." Deshalb sei es höchste Zeit für international verbindliche Regelungen und die Suche nach einem alternativen Wirtschaftsmodell.

epd